Von Markus Brändle |NiederriedenSeit gut einem halben Jahr befindet sich die Gemeinde Niederrieden im Ausnahmezustand: So lange nämlich schon steht sie ohne amtierenden Ersten Bürgermeister da: Josef Osterberger, im Mai diesen Jahres erneut an die Spitze der Gemeinde gewählt, hat die Rathaus-Geschäfte erst gar nicht wieder aufgenommen.
Zur konstituierenden Sitzung am 7. Mai war Osterberger nicht erschienen - und seitdem ist er auch krankgeschrieben. Der Niederriedener Rathauschef war gegen Ende seiner abgelaufenen Amtsperiode heftig in die Kritik geraten, anschließend schwer erkrankt (er wurde am Herzen operiert) und ward seitdem im Ort nur noch sporadisch gesehen. Aus allen Vereinen, in denen er Mitglied war, soll er inzwischen ausgetreten sein. Kontakt zu seinen derzeit amtierenden Stellvertretern, dem Zweiten Bürgermeister Michael Büchler und dem Dritten Bürgermeister Josef Friedl, hält Osterberger gleichfalls nicht.
"Belastung für die VG"
"Wir sind gespannt, was am Montag im Briefkasten liegt oder nicht", sagte Büchler Ende der vergangenen Woche auf Nachfrage der Memminger Zeitung. Durchaus wahrscheinlich ist, dass eine neuerliche Krankmeldung Osterbergers darin zu finden ist, denn offiziell war die letzte Krankschreibung bis einschließlich 14. November datiert.
Osterbergers langes Fehlen stellt auch eine Belastung für die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Boos dar, wie deren Vorsitzender Hans-Jürgen Neumann unumwunden erklärt. Besonders gefordert ist deshalb Geschäftsstellenleiter Michael Ehrentreich, der von Osterberger gleichfalls so gut wie keine Informationen erhält. "Wir halten uns halt an den Zweiten Bürgermeister, der sich in die Materie mittlerweile sehr gut eingearbeitet hat", meint Ehrentreich anerkennend.

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Und erhält seinerseits ein dickes Lob von Michael Büchler: "Die VG unterstützt mich wahnsinnig."
Büchler selbst ist sozusagen erblich vorbelastet, stand sein Vater Benedikt doch nicht weniger als 24 Jahre lang an der Spitze der Gemeinde.
Vertrauen hat gelitten
So lange gedenkt Michael Büchler die Amtsgeschäfte nicht zu führen, wenngleich das eine oder andere Gemeinderatsmitglied vielleicht froh wäre, wenn die Interimslösung an der Spitze der Gemeinde noch eine Weile Bestand hätte. Denn das Vertrauen des Gremiums in die Person Osterberger hatte nach den Ungereimtheiten um den Dorfladen (dem zeitweise die Insolvenz drohte und dessen Geschäftsführer Osterberger gleichfalls war) stark gelitten.
Auch Josef Friedl als Dritter Bürgermeister kann sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem gewählten Rathauschef nur noch schwer vorstellen.
Landrat Hans-Joachim Weirather wollte sich zur Situation in Niederrieden nicht äußern, zumindest nicht, "solange der Amtsinhaber krank ist".