Porträt Corinna Scholz spielt seit neun Jahren Curling - am liebsten mit ihren Freundinnen">

Artikel: Nicht ohne ihre Teamkolleginnen

11. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
christian steinmÜller

Porträt Corinna Scholz spielt seit neun Jahren Curling - am liebsten mit ihren Freundinnen

Füssen | map | Manchmal, gesteht Corinna Scholz, ist sie ein wenig perfektionistisch. Bei der 19-Jährigen muss dann alles bis ins kleinste Detail stimmen. Anders ließe sich ihr Sport wohl nur schwer auf dem Level betreiben, den die Gymnasiastin inzwischen mit ihrem Team erreicht hat. "Beim Curling muss man den Kopf frei haben", erklärt Corinna. Sonst könne sie sich nur schwer auf ihr Spiel konzentrieren. "Es geht beim Curling eben um Kleinigkeiten. Und auf die muss man schauen, sonst kommt man als Sportler nicht weiter", erklärt sie.

Selbst im kleinen Display der Kamera des Fotografen, der sie gerade abgelichtet hat, erkennt Corinna bei sich Fehler. Wo andere verstärkt auf das Äußere geachtet hätten, sind für sie Feinheiten an der Haltung bei der Abgabe des Steines wichtig. "Schulter zu weit unten, den kleinen Finger abgespreizt, den Fuß nicht ganz aufgesetzt" - die langjährige Erfahrung lässt Corinna alles erkennen.

Per Zufall ist die Gymnasiastin vor inzwischen neun Jahren zum Curling gekommen. Den Ausschlag hatte damals ihre Lehrerin Gesa Angrick in der vierten Klasse der Grundschule in Bernbeuren. "Sie ist mal ausgefallen, weil sie an der Weltmeisterschaft im Curling teilgenommen hat", erinnert sich Corinna. Und weil kein Schüler wusste, was Curling genau ist, nahm die Lehrerin ihre Küken einfach mit nach Füssen in die Eishalle.

"Mir hat es Spaß gemacht", sagt Corinna und ist beim Curling geblieben.

Auf Anhieb gut verstanden

Ein Grund dafür war auch, dass es schon drei Mädels gab, mit denen sie sich auf Anhieb gut verstand - und bis heute zusammen spielt. "Wir sind richtige Freundinnen geworden", so die junge Curlerin über die Teamkollegen Leah Andrews, Martina Linder und Angelina Terrey aus Bayerniederhofen. "Ohne sie würde es sicher weniger Spaß machen", sagt Corinna. Das war im Vorjahr so, als sie zu dritt in Garmisch bei den Frauen trainiert haben: "Da hat die Chemie einfach nicht gestimmt", erklärt Corinna. Und so spielen ihre Mädels und sie wieder in Füssen - und sparen sich die Strapazen langer Fahrten und täglichen Trainings in der Ferne.

Bei den Junioren hat das Team um Skip Corinna noch zwei weitere Jahre. "Hoffentlich genug, um noch einmal an einer Junioren-Weltmeisterschaft teilzunehmen", sagt sie. Denn gerade die internationalen Vergleiche machen ihren Sport aus, sagt Corinna. Dass Curling als Putzfrauensport belächelt wird, überhört die Abiturientin. "Vielleicht schaut es manchmal komisch aus", sagt Corinna. Jeder, der über Curling lacht, "der sollte den Sport ausprobieren, damit er weiß, wovon er redet". Denn dann komme der Respekt von ganz allein. Neben Geduld ist die körperliche Fitness unabdingbar. Genauso wie eine Portion Perfektionismus.