Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Wenn das Fest der Liebe naht, fühlen sich viele bemüßigt, armen Menschen eine Freude zu machen. Und weil die armen Menschen wissen, dass das so ist und die Geldbeutel im Advent lockerer sitzen, fordern sie gerne mal von sich aus zum Spenden auf. In der Fußgängerzone kann man das derzeit ausgiebig beobachten: Alle paar Meter sitzen oder stehen die Bettler. Doch nicht alle sind wirklich bedürftig, warnt die Polizei. In diesem Jahr seien es die Rumänen, die versuchten, aus dem Mitgefühl der Passanten Bares zu schlagen.
Eines vorne weg: Es gibt sie, die armen Menschen, die Obdachlosen, die sich mit einen paar erbettelten Euro von Tag zu Tag hangeln. "Denen etwas in den Hut zu werfen, habe ich auch kein Problem", sagt Burkhard Fliess, Leiter der Kemptener Wärmestube. Und ihnen stehe die Einrichtung des Roten Kreuzes auch jederzeit offen. Den Bettlern aus Rumänien dagegen würde er nichts geben, "weil sie auch so aggressiv betteln." In der Wärmestube seien die Bettler aus Osteuropa geduldet und das nur, wenn sie für Frühstück oder Mittagessen bezahlen. "Übernachten lasse ich sie nicht", betont Fliess, "dafür sollen sie in eine Pension gehen."
Das tun sie auch, weiß Karl-Heinz Schader von der Polizeiinspektion. So ist ein ganzer Bettlertrupp aus Rumänien in einer Kemptener Pension untergekommen. Eine 20-Jährige aus diesem Clan hatte die Polizei wie berichtet bei einem Ladendiebstahl erwischt. "Aber so einfach aus der Stadt bekommen wir diese Bettler nicht", meint Schader. Dennoch habe die Polizei ihre Mittel, den Bettler-Banden ihr Treiben zu verleiden.
"Die sausen mit Handys rum"
"Das organisierte Betteln ist in Kempten verboten", sagt Schader.

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Täglich kontrolliere die Polizei in der Innenstadt und wisse genau, woran man die Bettler-Clans erkenne: "Die sausen mit ihren Handys rum und sprechen sich ständig untereinander ab." Und wer einmal als organisierter Bettler enttarnt sei, dem rückten die Beamten mit dem Ordnungsamt näher auf den Leib. Schader: "Wir nehmen ihnen das erbettelte Geld gleich als Bußgeld ab und erteilen ihnen einen Platzverweis." Das ließen sich die Trupps nicht öfter als drei Mal gefallen und tauchten dann nicht mehr auf. Vorerst: Denn im nächsten Jahr, weiß Schader aus Erfahrung, seien sie wieder da. "Nicht dieselben Bettler, aber die aus dem Nachbardorf." Und dann werde die Polizei wieder vor Ort sein und Platzverweise erteilen.
Eine Vorgehensweise, die übrigens auch die einheimischen Bettler begrüßen: "Wir Bettler in Kempten gehen leer aus, die nehmen uns zwei Drittel weg", sagt ein Obdachloser. Und ein anderer schimpft ebenfalls über die Konkurrenz aus dem Ausland: "Seit zwei, drei Jahren müssen wir erhebliche Einbußen hinnehmen."