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Artikel: Nicht alltägliche Einblicke ein Renner

21. Januar 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Tag der offenen Tür Besucher strömen in sanierte Klinik - Berührungsängste schwinden

von elisabeth klein|ObergünzburgSchon am Vormittag waren nur noch wenige Parkplätze frei: So viele Besucher waren zur Obergünzburger Klinik aus Anlass des Tags der offenen Tür nach Abschluss der Sanierung gekommen. Neben der Besichtigung der Klinik mit über 70 Betten bot sich eine gute Gelegenheit zur Information über die vielen medizinischen Verfahren und Angebote.

Hell und freundlich präsentierte sich bereits die Eingangshalle, wo ein breites und buntes Angebot mit Obst und Gemüse über gesunde Ernährung aufklärte. Gleich nebenan wartete Markus Maier auf seine erste physiotherapeutische Behandlung. Noch etwas blass erzählte der zwölfjährige Patient von seiner Operation am Vortag. Beim Skilaufen war er auf einer Eisplatte abgerutscht und hatte sich das Schlüsselbein gebrochen. Nun befestigte Ursel Hamann seinen linken Arm an einem Stuhl, der dem Patienten helfen soll, trotz Verletzung beweglich zu bleiben. Die Bewegung der Muskulatur, so die Physiotherapeutin, soll einer Schonhaltung entgegenwirken. Bewegung ohne Belastung ist die Maxime der Abteilung. Kollegin Mandy Mrotzek erklärte den Besuchern, wie ihre Patienten nach einer Operation an Hüft-, Knie- oder Sprunggelenk fit bleiben.

Zurück im Flur informierte eine Bilderfolge darüber, wie ein Klinikaufenthalt aussehen könnte. Dabei sei es besonders wichtig, dem Patienten die Angst zu nehmen, hieß es. Eine angenehme Umgebung, wie im Untersuchungsraum der inneren Medizin, trägt dazu maßgeblich bei.

Eingriff durchs 'Schlüsselloch'

Schwester Gerti Frank zeigte anhand von Röntgenbildern, wie der Lungentumor eines starken Rauchers durch eine Chemotherapie behandelt wurde. Chefarzt Dr. Christoph Weitzel erläuterte einige Räume weiter anhand eines Videofilms das Legen einer Magensonde zur künstlichen Ernährung. Durch den minimalinvasiven (Schlüsselloch-)Eingriff werde nicht nur das Risiko einer Bauchfellentzündung auf ein Minimum reduziert, auch sei die Versorgung von der Außenseite direkt in den Magen für den Patienten weitaus komfortabler als über Mund und Speiseröhre.

'Defi' kann viele Leben retten

Beim weiteren Rundgang hörten die Besucher um die Ecke ein Zählen: '28, 29, 30'. Rettungsassistent Klaus Rieder und seine Kollegen von der Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes in Obergünzburg demonstrierten die Anwendung eines Defibrillators am (Kunst-)Patienten. Und räumten dabei mit einem Horrorszenario aus Fernseh- und Kinofilmen auf: Die gezielten Stromstöße bei Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern verursachten zwar leichte Muskelkrämpfe, aber das häufig in medizinischen Serienfilmen gezeigte Aufbäumen des Patienten sei reine Fiktion. Der 'Defi' könne Leben retten, sagten sie, denn bei 85 Prozent aller plötzlichen Herztode liege ein Kammerflimmern vor.

Der Mensch und seine Haxen

Besondere Anziehungskraft übten die mit Instrumenten und Videounterstützung erklärten Operationen auf die Besucher aus. Dr. Maria Maurus zeigte die winzigen Spiralklammern, mit denen im parallel laufenden Film ein Netz zur Behandlung eines Leistenbruchs eingesetzt wird. Besonders humorvoll erläuterte der Chefarzt der Allgemein- und Unfallchirurgie, Dr. Rudolf Weinhart, seine 'erste Operation' am Modell. Beim Einsatz eines künstlichen Kniegelenks mit EDV-Unterstützung würden die Fehlstellungen der Achsen mit Zement ausgeglichen, 'da Männer O-Haxen und Frauen X-Haxen haben'. Nach einer Operation geht es für den Patient zunächst in den Aufwachraum, wo Anästhesist Dr. Peter Unterholzner ihn erwartet. Dazu erfuhren die Besucher Näheres über die verschiedenen Narkosearten.

Es war ein interessantes und vielfältiges Programm, das den Gästen des Hauses geboten wurde. Wer wollte, konnte sich einem Blutdruck- und Blutzuckertest unterziehen. In Augenschein genommen wurden auch die sanierten Patientenzimmer mit den modern ausgestatteten Nasszellen, andere informierten sich über die Ausbildung in der Krankenpflege. Kurzum: Für viele bot sich mit der Aktion eine gute Gelegenheit, sich ohne Not im Klinikum mit Ärzten über Behandlungsmöglichkeiten auszutauschen.