"Was bieten wir in Marktoberdorf?" Diese Kernfrage stellte eine Hotelbesitzerin in der Diskussion über die Pläne für ein weiteres Hotel in der Stadt. Der Hotelexperte Uli Riedel hatte zuvor in der Jahresversammlung des Touristikvereins verdeutlicht: Der Neubau eines Hotels alleine genügt nicht, um mehr Gäste nach Marktoberdorf zu holen.
Das Referat Riedels war Schwerpunkt der Versammlung im Hotel Sepp. Riedel hatte im Auftrag der Stadt eine Machbarkeitsstudie für ein Hotel erstellt und diese im November im Stadtrat präsentiert (wir berichteten). Der Chef einer Consulting-Firma in Reutlingen sieht durchaus Chancen, 16000 zusätzliche Übernachtungen nach Marktoberdorf zu holen. Doch neben den Geschäftskunden vor allem von AGCO/Fendt, die unter der Woche das Haus belegen, braucht man auch am Wochenende Gäste. Um sie nach Marktoberdorf zu holen, müsse man die Zielgruppe mit attraktiven Angeboten ansprechen.
Schwerpunkte setzen
Auch dazu hatte Riedel Vorschläge. Marktoberdorf solle sich als Urlaubsziel mit dem Schwerpunkt "Land und Leben" positionieren. Mit den vorhandenen Firmen sei beispielsweise denkbar, dass interessierte Familien nicht nur Fendt-Traktoren kennenlernen, sondern auch Kochevents bei Rösle genießen. Möglich sei auch, den Bereich Kultur stärker zu besetzen und Pakete mit der Musikakademie oder den Veranstaltungen im Modeon anzubieten. Um etwas zu erreichen, müsse aber der ganze Ort mitwirken, appellierte Riedel.
Die Ideen seien "mehr als interessant", kommentierte Wolfgang Hannig als Vorsitzender des Touristikvereins die Ausführungen. Der Touristikverein müsse überlegen, was er aus dieser Analyse herauszieht. Hannig gestand ein, dass im Marktoberdorfer Tourismus in den vergangenen Jahren ein wenig der Schwung abhanden gekommen sei.
Um wieder in Fahrt zu kommen, solle man die Hotelpläne nicht als Gefahr sehen, sondern als Chance.
Auch ohne weiteres Hotel seien die Belegungszahlen nicht umwerfend, meinte ein Vermieter. In der Studie erkenne er daher viel Wunschdenken. Doch ob Marktoberdorf wieder mehr Urlauber anziehe, hänge letztlich vom Begleitprogramm ab.
Er brachte auch ins Spiel, dass statt eines neuen Hotels bestehende Betriebe ihre Kapazität aufstocken. Einer seiner Kollegen entgegnete: In der Innenstadt bekomme man hier Stellplatz-Probleme. Aber selbst wenn man der Stadt eine Ablöse bezahle, entstünden keine neuen Parkplätze.
Ideen für neue Angebote steuerte auch Hannig bei. Rund um Marktoberdorf verfüge man über eine hervorragend ausgeschilderte Rad- und Wanderregion. Im Trend liege zudem "Geo-Coaching, eine Art elektronische Schnitzeljagd mit GPS, für die man Routen entwickeln könnte.
Unterstützung für eine Neupositionierung Marktoberdorfs im Fremdenverkehr kommt auch von der neuen Touristikerin im Rathaus, Sandra Michna. Sie stellte sich den Mitgliedern vor. Inhaltlich ist ihr derzeit ein Hauptanliegen, die Zielgruppen für die Tourismuswerbung genauer zu definieren und mögliche Pakete mit Übernachtungen und Aktivitäten für Gäste zu schnüren. Hannig empfahl, die Energie von Sarah Michna und ihrer Auszubildenden Linda Bader zu nutzen, um im Tourismus voran zu kommen.