Artikel: Neues Freizeitbad wird mit Sägespänen geheizt

26. Dezember 2002 22:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ins Cambomare die größte Holzpelletheizung Deutschlands

Kempten (sf). - Deutschlands größte Holzpelletheizanlage entsteht in Kempten. Mit ihr wird ab nächsten Sommer das neue Freizeitbad Cambomare geheizt. Die vollautomatische Pelletanlage könnte rund 250 Einfamilienhäuser mit ausreichend Wärme versorgen. Heizkessel plus Transportsystem kosten 100000 Euro. Heizanlagen mit Holzhackschnitzel gibt es zwar größere - wie das mit dem der ZAK für Fernwärme in Kempten sorgt. Doch die geplante Pelletheizung am Aybühlweg ist laut dem Hochbauamt der Stadt die bisher größte ihrer Art in Deutschland. Den jährlichen Verbrauch schätzen die Planer so hoch ein wie etwa 500000 Liter Heizöl. Die Pellets sehen aus wie kleine Dübel (rund 15 Millimeter lang, sechs Millimeter im Durchmesser) und werden ausschließlich aus Sägemehl oder Holzspänen hergestellt. Für die Pelletanlage habe man sich laut Hochbauamtsleiter Hans Henkel entschieden, weil sie - nach Abwägung wirtschaftlicher und ökologischer Kriterien - die günstigste Lösung darstelle. So zeichnen sich Pellets durch eine hohe Energiedichte aus: In einem Kubikmeter Holzpellets stecke die Energiemenge von drei Kubik Hackschnitzeln. Die gepressten Sägespäne würden nahezu CO2-neutral verbrennen. Denn Holz als nachwachsender Rohstoff binde während des Wachstums genau soviel Kohlendioxid, wie in der Verbrennung wieder frei werde. Damit würden Pelletheizungen im Vergleich zu Erdgas oder Öl über 80 Prozent der Kohlendioxid-Emission vermeiden. Umgerechnet entspreche das der Emission von über 220 Einfamilienhäusern. Aber reicht für die Befeuerung auch das heimische Holz? Nach Ansicht Henkels sei der Nachschub kein Problem. So habe man bereits mit dem Biomassehof in Kempten verhandelt. Ob der Biomassehof oder ein anderer Anbieter zum Zuge komme, werde die Ausschreibung ergeben.

Bis zu 4,8 Tonnen am Tag Und wie funktioniert eine Pelletanlage? Das gepresste Holz wird in einem Silowagen angeliefert und in den Pelletraum gepumpt. Das Hochbauamt rechnet mit ein bis zwei Lieferungen pro Woche. Über eine Förderschnecke werden in Spitzenzeiten pro Stunde 200 Kilo Pellets vollautomatisch in den Biomassekessel gefüllt. Das wären maximal 4,8 Tonnen pro Tag. Ein Abgasentstauber reinigt die Rauchgase, wobei die gesetzlichen Grenzwete deutlich unterschritten werden sollen. So bestehe die weiße Fahne, die am Ende aus dem Kamin kommt, zu fast 100 Prozent aus Wasserdampf.