Lindenberg: "Neuen Trends nachspüren"

5. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Gastronomie - Horst Jungblut geht nach fast 30 Jahren als "Bräuhaus"-Wirt in den Ruhestand - Als Rheinländer nach Lindenberg

| sen | Zuerst das "Münchner Kindl" in der Gebhard-Huber-Straße, dann das "Bräuhaus" in der Hirschstraße - Gastwirt Horst Jungblut hat in der Lindenberger Gastronomie unverwechselbare Spuren hinterlassen. Insgesamt waren es fast 40 Jahre, in denen der gebürtige Düsseldorfer seinen Gästen bayerische Gasthauskultur nahegebracht hat. Am 31. Dezember war für den 67-Jährigen aber Schluss. Er geht in den Ruhestand und macht den Weg frei für die neuen "Bräuhaus"-Pächter Silvia und Alfred Seeger aus dem Heimenkircher Ortsteil Mellatz. Für die Heimatzeitung blickt Horst Jungblut nochmals auf sein bewegtes Leben in der Gastronomie zurück.

Herr Jungblut, was haben Sie nach der Übernahme des Gasthofs "Bräuhaus" für Neuerungen eingeführt?

Horst Jungblut: Damals musste man weg von rein "bürgerlichen" Gerichten auf der Speisekarte, wie Braten und Gulasch. Man musste sich kulinarisch neu ausrichten und Abschied nehmen von Konserven. Frische Kräuter und heimische Naturprodukte waren gefragt. Hinzu kam eine Aufwertung des Innenlebens im "Bräuhaus." Hier hat meine Frau Marita Giselbrecht als gute Seele des Hauses für das Ambiente gesorgt.

Gab es denn für Sie auch richtige Krisenjahre in Lindenberg?

Jungblut: Mitte der 80er Jahre kam der Fastfood- und Leberkässemmel-Boom auf. Da war halt schnelles Essen gefragt, mit der Folge, dass Handwerker und Vertreter als Gäste ausgeblieben sind. Wer als Wirt aber weiter auf Qualität setzte, der hat überlebt. Meine Umsätze sind während dieser Zeit stabil geblieben, denn die Essensgäste wussten ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis zu schätzen.

Wie schätzen Sie die derzeitige Lage der Gastronomiebranche ein?

Jungblut: Die sehe ich derzeit und auch in Zukunft nicht als schwierig an. Unser einziges Problem ist das Hin und Her beim Rauchverbot. Die Gäste bei Kälte nach draußen vor die Tür schicken zu müssen ist nicht angenehm.

Hat Sie das Rauchverbot getroffen?

Jungblut: Das hat mich nicht so arg getroffen. Insgesamt waren bei meinen Stammgästen sehr wenig Raucher, und die haben sich gut angepasst. Die Essensgäste sind zum Rauchen anstandslos rausgegangen.

Welche Ratschläge können Sie Nachwuchsgastronomen geben?

Jungblut: Ein Wirt muss gesellig und freundlich sein sowie auf Qualität achten. Er muss neuen Trends beim Essen nachspüren und darf nicht kopieren sondern kreieren. Und er sollte eine fleißige Frau an seiner Seite haben.