Auf ungewohnte Weise ist der Marktgemeinderat Nesselwang am Dienstagabend in die Haushaltsberatungen eingestiegen. Kämmerer Martin Keller stellte dem Gremium die Zahlen vor, die er zu fünf Abschnitten zusammengetragen hat. Noch bevor ein Haushaltsvorentwurf zusammengestellt ist, sollen sich die Räte abschnittsweise mit den Zahlen vertraut machen können. So hätten es sich einige Mitglieder gewünscht, sagte Bürgermeister Franz Erhart, der dieses Vorgehen selbst befürwortete.
"Damit kann ich viel anfangen"
"Mit dieser Art Auflistung kann ich viel anfangen", meinte Andreas Tanner. Beim Blick auf die Zahlen zum Abschnitt Schule, dessen Defizit heuer um 26000 Euro auf 375000 Euro steigen wird, machte er auf ein Problem aufmerksam: Das Konnexititäts- oder Verursacherprinzip sei verletzt. Der Staat habe den Markt erst angehalten, die Schule auszubauen und dann durch Reformen die Schüler genommen.
Eigentlich, so Tanner, müsste er deshalb für die Mehrkosten für die Gebäude aufkommen. Nach der Klage von Bürgermeister Erhart, indem man dem Markt die Teilhauptschule genommen habe, habe man ihm auch ein Stück Kultur genommen, entspann sich eine kurze Diskussion darüber, wann das Konnixitätsprinzip überhaupt greife und durchzusetzen sei.
Zustimmung fand der Vorschlag von Hans-Georg Allgaier, sich mit anderen Kommunen zusammenzutun, um der Staatsregierung zu signalisieren, dass man mit der Situation nicht einverstanden sei.

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Auch die Kindergartenkinder kommen dem Markt heuer teurer als im Vorjahr. 241000 Euro muss er zuschießen, rechnete Kämmerer Keller vor. Darin seien die Gastkinderbeiträge enthalten, beispielsweise für die beiden Nesselwanger Kinder, die derzeit den Waldorfkindergarten in Kempten besuchen, so der Kämmerer auf Nachfrage. Dass der Markt 80 Prozent des ungedeckten Aufwands übernehme, sei üblich und vertraglich fixiert, so Hauptamtsleiter Helmut Straubinger.
Beim Thema Straßenunterhalt - hier steigt das Defizit heuer auf 122000 Euro - eröffneten sich zwei Sparmöglichkeiten. So kündigte Bürgermeister Erhart an, die komplette Straßenbeleuchtung auf Energiesparlampen umzurüsten. Andreas Haslach regte unterdessen an, in landwirtschaftlich geprägten Weilern auf die Straßenreinigung im Oktober zu verzichten, weil da die Feldarbeit noch laufe.
Bei Abwasser wird neu gerechnet
Beim Abwasser, für das ein Defizit von 52 000 Euro eingeplant ist, werden im Herbst die Gebühren neu kalkuliert, so Kämmerer Keller. Weil die Anlage aus dem Jahr 1986 noch alle Grenzwerte einhalte, sei die Abwasserabgabe an den Freistaat gering, erklärte Christoph Uhl vom Bauamt. Bei der Trinkwasserversorgung ist ein Überschuss von 27000 Euro eingeplant, der Verluste aus den Vorjahren ausgleicht.