Von Sabine Metzger Sonthofen - Kunst im öffentlichen Raum braucht die Diskussion mit der Öffentlichkeit, das ist das Fazit des Vortrags von Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl in der Sonthofer Kultur-Werkstatt. Aktueller Hintergrund der Veranstaltung war der Konflikt zwischen Stadtrat und Kulturbeirat, der wegen der Skulptur am neuen Kreisel und der Fassadengestaltung des historischen Bader-Hauses entstanden war. Nach einem Vorschlag von Dr. Fassl könnte eine Fotoausstellung eine öffentliche Diskussion zu diesem Thema in Gang setzen.'Die Wohnzimmereinrichtung ist privat, das Aussehen von Plätzen und Straßen öffentlich. Es zeigt sich allen und formt die kulturelle Qualität einer Stadt', so der Bezirksheimatpfleger in seinem Vorwort. Staatliche Programme wie 'Kunst am Bau' und 'Kunst im öffentlichen Raum' haben in ihrer Umsetzung in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten geführt - Sonthofen sei da sicher keine Ausnahme. Schließlich hätten die Bürger unterschiedliche Interessen an einem öffentlichen Raum, der in seinem Erscheinungsbild allerdings in erster Linie von Schildern und Werbetafeln und zu nur etwa fünf Prozent von Kunst geprägt sei. Zum 'öffentlichen Raum' gehören Straßen, Plätze und Verkehrsadern, Grün- und Parkflächen, Einrichtungen wie Krankenhäuser und Kindergärten, Passagen oder auch Sportanlagen.
Dr. Fassl ging in seinem Vortrag auch auf die Platzierung weltlicher oder geistlicher Denkmäler und Wahrzeichen in den vergangenen Jahrhunderten ein. Bei der Auswahl von Kunst für den öffentlichen Raum stünde ein kleiner Kreis von Fachleuten einer großen Öffentlichkeit gegenüber. Nachdem es aber keinen gesellschaftlichen Konsens über die Qualität moderner Kunst gebe, seien Konflikte vorprogrammiert. 'Moderne Kunst fordert neue Sehgewohnheiten', erklärte Fassl, 'sie braucht deshalb Vermittlung, Information und damit den Dialog mit der Öffentlichkeit.'Für Sonthofen schlug Dr. Fassl eine Fotoausstellung vor, bei der die Kunstobjekte, die im öffentlichen Raum bereits ihren festen Platz haben, im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte dokumentiert werden. Die Ausstellung mit kunsthistorischer Spurensuche sollte von einer möglichst breiten Öffentlichkeit erarbeitet und getragen werden. So könnte Interesse für die Kunst im öffentlichen Raum entstehen und es könnte eine Diskussion in Gang kommen, mit der die Eskalation von Konflikten vermieden werden kann. Was auch Künstler Franz Meier, Mitglied im Sonthofer Kulturbeirat, bestätigte: 'Wir müssen Gespräche lebendig gestalten und Verhärtungen durchbrechen.'An der aktuellen 'Sonthofer Runde' haben außer Bürgermeister Hubert Buhl keine Stadträte teilgenommen.