Kempten (pa). - Die Sonne bringt es wieder mal an den Tag. Kaum sei der Schnee geschmolzen, beklagt die Kemptenerin Martina Jachmann, habe sie 'viele kleine Schandflecke an einem schönen Ort' entdeckt. 'Hässlich verrostete Kanaldeckel' nämlich auf dem neu gestalteten Residenzplatz: 'Es sieht wirklich furchtbar aus, wenn man dort spazieren geht.' Hätte man denn nicht, fragt sie, 'ein paar Euro mehr einplanen können für Deckel aus nicht rostendem Material?' Kanaldeckel aus Edelstahl gibt es in der Tat, sagt Martin Weger, Abteilungsleiter Abwasser beim Kemptener Kommunalunternehmen (KKU). Doch mit 'ein paar Euro' sei es nicht getan, denn die seien sehr teuer. Womit sich die Frage stellt: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? Den Aufpreis hätte die Stadt zahlen müssen, so Weger. Denn das KKU, das für die Kanäle zuständig ist, kommt nur für die normalen gusseisernen Deckel auf. Ebenfalls rostfrei und billiger als Edelstahl wäre ein schwarzer Anstrich mit Asphaltlack. Aber wohl wenig passend zum grauen Granitpflaster. Eine weitere Variante: Ausgepflasterte Kanaldeckel. Sehr aufwendig, sehr teuer und sehr schwer, wenn man sie öffnen muss, sagt Weger. Also die Standardausführung aus Guss. Worauf die Bürger, so der Fachmann, regelmäßig mit der Frage reagieren: 'Was habt ihr denn da für ein altes G'lump gekauft?' Weil nämlich neue Kanaldeckel immer recht alt aussehen. Schuld daran ist der 'Flugrost', der sich anfangs besonders auffällig bildet.
'Natürliche Patina' Doch das gebe sich mit der Zeit, so Weger, dann 'kriegen die Deckel eine natürliche Patina'. Das könne man auf dem Residenzplatz bereits jetzt sehen: 'Wo die Autos drüber fahren, sind die Deckel schon blank gefegt.' Aufgefallen ist aufmerksamen Kemptenern auch, dass neuerdings die Fußgängerzone nicht mehr mit Zigarettenkippen übersät ist. Was aber nicht einer erfolgreichen Nichtraucher-Kampagne zu danken ist, sondern den Aschenbechern, die über den Abfallkörben angebracht wurden.
Unten durch statt oben drüber Und prompt hat sich auch darüber ein Bürger schon tiefschürfende Gedanken gemacht. Was ist, fragt er, wenn's da rein regnet? Schwappt dann die Nikotinbrühe oben drüber? Nein, antwortet Betriebshofleiter Uwe Gail, sie sickert unten durch, denn im Boden der Aschenbecher befinden sich zwei kleine Löcher. 'Unten durch' heißt freilich: Der Tabaksud rinnt in den Papierkorb. Wie seine Mitarbeiter darauf regieren werden, wenn sie Flaschen und Dosen aussortieren sollen, muss sich noch zeigen. Appetitlich, so Gail, sei das wohl nicht: 'Aber schlimmer sind die Spritzen, die manche Junkies da rein werfen.' Der so genannte 'Flugrost' ist Schuld daran, dass neue Kanaldeckel recht alt aussehen. Dieses Rostproblem gibt sich aber mit der Zeit.