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Neue Freiheit mit Einschränkung

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Neue Freiheit mit Einschränkung

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    Kaufbeuren (sas). - Einkaufen rund um die Uhr? In Kaufbeuren winken Einzelhändler bei diesem Thema in der Regel ab. Häufige Begründung: Sie seien schon mit dem Versuch gescheitert, am Samstag länger zu öffnen - mehr sei also sinnlos. Viele Händler sind der Meinung, dass sich die Öffnungszeiten vorerst nicht ändern werden. Der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) überlegt, den Ladenschluss vom nächstem Jahr an weiter frei zu geben, wie das schon in Nordrhein-Westfalen geschehen ist. Die Geschäfte dürften dann an jedem Werktag 24 Stunden geöffnet sein. Nur an Sonn- und Feiertagen soll alles beim Alten bleiben.'In einer Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft bleibt als einzige Kultur der Konsum', warnt Anni Wagner, Ostallgäuer Kreisvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Bei ihr schrillen bei solchen Aussichten die Alarmglocken. Der 'so genannte freie Markt' kümmere sich nicht um Arbeitnehmerschutz und Familienzeiten, 'deshalb braucht die Marktwirtschaft klare Regeln', argumentiert sie. Gebe es diese nicht, 'werden Gemeinschaft und Gesellschaft zerstört'. Bedenken hat auch Verdi-Bezirksgeschäftsführer Christian Betz, denn 'seit die Öffnungszeiten verlängert wurden, sind immer mehr Arbeitsplätze weggefallen'. Sollte das so weitergehen, 'stirbt der Arbeitsschutz für Angestellte'. Im Allgäu, so Betz, gebe es keinen Bedarf, Läden nach 20 Uhr offen zu halten.

    Zitat Es ist ein Schmarrn, dass wir in Deutschland 16 verschiedene Regelungen haben, wo es doch eine auch tut.}Silvester Greiter, Firma Kaes (Mauerstetten) Jedoch meint Stefan Geyrhalter, Inhaber der gleichnamigen Raumausstattungsfirma und Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Kaufbeuren, dass sich die Entwicklung zu freien Ladenöffnungszeiten grundsätzlich nicht aufhalten lasse. Es sei 'gescheiter, sie schnell zu genehmigen und nicht mehr darüber zu diskutieren'. Trotz den neuen Freiheiten werde sich an den bisherigen Öffnungszeiten wohl wenig ändern, es gäbe vielleicht hin und wieder 'Aktionen wie das ,Candlelight Shopping‘'. Einerseits sieht Geyrhalter die Chance für die Betriebe, besser auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen zu können, andererseits äußert er auch Sorgen: Es werde immer mehr großflächigen Einzelhandel am Stadtrand geben, aber dafür immer weniger kleine Geschäfte in der Innenstadt. Laut Silvester Greiter, Sprecher der Firma Kaes in Mauerstetten (V-Märkte), muss 'man erst abwarten, was passiert'. Über die Geschäftszeit werde abhängig von der Marktlage und dem Verhalten der Wettbewerber entschieden, sollten die Öffnungszeiten freigegeben werden. Außerdem halte er nichts davon, dass jedes Bundesland ein eigenes Gesetz erarbeitet. Eine nationale Lösung sei sinnvoller, denn sie koste weniger Geld und sei leichter zu überblicken. Andrea Weis, Geschäftsführerin der Boutique Kookaï in der Altstadt, hält diesen Plan - zumindest in Kaufbeuren - für 'Blödsinn'. Selbst am Samstag hätten die wenigsten in der Innenstadt auch nur bis 16 Uhr geöffnet, obwohl es schon möglich sei. 'Samstags bis 20 Uhr öffnen können nur die großen Ketten wie C&A.' Kunden deshalb einbüßen zu müssen, fürchtet Andrea Weis nicht. 'Wir haben eine ganz andere Warenqualität als die großen Einzelhändler. Die Kunden, die bei uns einkaufen, wollen auch nichts anderes.'

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