Post holt Briefefrüher Post AG: Wirtschaftliche Gründe sind die Ursache Nesselwang/München (biw). Auf die Deutsche Post sind der Markt Nesselwang sowie eine Reihe örtlicher Firmen zurzeit nicht gut zu sprechen. Der Grund: Ab Montag müssen alle Briefe eine Stunde früher, also um 16 Uhr, bei der Postfiliale im Lebensmittelmarkt Feneberg abgeliefert werden. Ansonsten werden sie an diesem Tag nicht mehr nach Kempten befördert. 'Ortsprospekte für Touristen beispielsweise bleiben somit liegen', befürchtet Nesselwangs Hauptamtsleiter Klaus Spieß. Wirtschaftliche Gründe, heißt es bei der Post, seien die Ursachen für die Neukonzeption.
'Die Vorverlegung des Einlieferungstermins bedeutet für die Gemeindeverwaltung im Rathaus und für die Tourismusabteilung, dass die Zeit für die Dienstleistungen, zu denen die Post benötigt wird, täglich um zirka eine Stunden verkürzt wird', heißt es in einem Beschwerdebrief der Gemeindespitze an die Deutsche Post AG. Kurzum: Wichtige Post bleibt einen Tag länger liegen. 'Zu lange', wie Spieß befindet. 'Unsere Kundennähe wird dadurch sehr darunter leiden', ist er besorgt. Denn schließlich sei für die Versendung von 20 000 Ortsprospekten jährlich ein schneller Transport auch nach 16 Uhr unerlässlich. Eine andere Möglichkeit, dass die Post noch am gleichen Tag, befördert wird, gibt es im Markt nicht. Denn die Briefkästen werden erst einen Tag später geleert. Nachteile durch die Einschränkung sehen auch etliche Nesselwanger Firmen. Sie 'bombardierten' die Post AG bereits mit elektronischen Mails, um sich zu beschweren. 'Die Firmen müssen ihren internen organisatorischen Ablauf künftig ändern', sieht Dieter Schmidt, Sprecher der Bürgerwerkstatt 'Handwerk und Gewerbe', einen Nachteil. Untragbar sei außerdem, so Schmidt, dass beim Versenden, beispielsweise von Rechnungen, Verzögerungen eintreten.
Doch nicht nur das ärgert die Nesselwanger. Auch die Vorgehensweise der Post schlägt ihnen auf den Magen. Denn über die neuen Einlieferungszeiten gebe es nicht einmal eine schriftliche Benachrichtigung, bemängelt die Gemeinde in ihrem Schreiben. Lediglich eine Feneberg-Mitarbeiterin wurde kurzfristig mündlich informiert. 'Das ist schon ein starkes Stück. Unter Kundendialog verstehen wir nämlich etwas anderes', kritisiert Schmidt. 'Vor allem im ländlichen Bereich werden die Dienstleistungen scheibchenweise zurückgenommen.'
Versehen seitens der Post
Dass die Kundenfreundlichkeit gegenüber der Wirtschaftlichkeit den Kürzeren ziehe, bedauere man bei der Post zwar. Doch man müsse auf die Wirtschaftlichkeit achten. Daher wurden die Fahrten der Postbusse neu konzipiert. Mit der Folge, dass die Briefe eben früher abgeholt werden, erklärt Post-Pressesprecher Dieter Nawrath. An den Briefkästen in Nesselwang habe man die Kunden aber bereits Mitte April auf die neuen Leerungszeiten hingewiesen. Dass dagegen die Postfiliale erst Anfang dieser Woche informiert wurde, sei ein Versehen seitens der Post, erläutert Nawrath weiter.