2224 Meter über Null. Diese Höhe hat die Nebelhornbahn in Oberstdorf (Oberallgäu) zum Beginn der Wintersaison neu definiert. Am heutigen Mittwoch öffnet das neu erbaute Gipfelrestaurant.
Und das setzt mit seiner Architektur und Funktionalität weithin sichtbare Maßstäbe. Dazu gehört auch, dass der Nebelhorngipfel nach Abbruch des Vorgängerbaus wieder frei sichtbar ist. Der 'Sündenfall' durch die alte Bergstation, so formulierten es gestern Planer und Liftbetreiber, sei nun rückgängig gemacht.
Sechs Millionen Euro hat die Bergbahn in den mit fast 300 Außen- und 82 Innensitzplätzen investiert. Das abgerundete Gebäude aus Holz und verspiegeltem Glas, das laut Bergbahnchef Peter Schöttl 'modern, aber nicht modisch ist', soll die weichen Gipfelformen aufgreifen.
Es liegt einige Meter tiefer als die abgerissene Hütte an der Bergstation und ermöglich jetzt wieder von unten den direkten Blick aufs Gipfelkreuz.
Die jüngste Investition komme dem Sommer- wie dem Wintertourismus gleichermaßen zugute, sagt Bergbahn-Chef Peter Schöttl, der zugleich Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) ist. Etwa 400. 000 Menschen transportiert die Bergbahn nach seiner Statistik pro Jahr nach oben. Tendenz steigend.
Attraktionen am Berg sind Trend
Die Nebelhornbahn folgt mit der Neugestaltung des Gipfelbereichs einem Trend: Es geht hin zu Attraktionen am Berg. Insbesondere auch, um die Bergfahrt mit der Seilbahn auch im Sommer attraktiv zu machen. Dazu gehören etwa Aussichtsplattformen mit 'Adrenalinkick' wie am Breitenberg bei Pfronten oder eine Flying-Fox-Seilrutsche, wie es sie an der Alpspitze bei Nesselwang gibt. Solche Angebote sollten 'authentisch zum jeweiligen Berg passen', sagt VDS-Geschäftsführerin Birgit Priesnitz.
Nebelhornbahn-Geschäftsführer Schöttl ist überzeugt, dass der neue, knapp 100 Meter lange Nordwandsteig zum Nebelhorn passt. Im Sommer wie im Winter können Gäste einige Meter unterhalb der Gipfelstation den Berg kostenlos umrunden – barrierefrei und ohne jegliche alpine Schwierigkeit. Bis zu 600 Meter geht es unter den Metallgittern in die Tiefe, während der Blick über das beeindruckende Gipfelpanorama der Allgäuer Alpen wandert. Motto: 'Alpines Erleben, ohne Alpinist zu sein.'
'Da werden sensationelle Ausblicke vermittelt', sagt Schöttl und ergänzt: 'Einen regelrechten Zirkus oder Fahrgeschäfte am Berg würde ich auch ablehnen – aber das ist meine persönliche Meinung.' Die Bergbahnen wollten der 'breiten Masse' zu Aussichten und Gipfelerlebnissen verhelfen. Dazu gehörten auch die weniger Sportlichen sowie alte und behinderte Menschen.
Im europaweiten Vergleich sind deutsche Bergbahnen im Sommergeschäft traditionell stark: Etwa die Hälfte der Gäste kommt in der warmen Jahreszeit, die anderen 50 Prozent im Winter. Dies hänge mit der Tradition der Sommerfrische in den bayerischen Alpen zusammen. Zum Vergleich: In Österreich liegt der Anteil der Sommergäste bei 20, in Frankreich nur bei fünf Prozent.
Entsprechend stark konzentrieren sich die dortigen Bahnen auf den Wintersport. Am Nebelhorn liegt laut Schöttl der Anteil der Sommergäste bei 60 Prozent. 80 Prozentvon ihnen wiederum kämen vor allem wegen der Aussicht. Sie können sich ab dem heutigen Mittwoch von einem einmaligen Widerspruch überzeugen, wie Bergbahn-Verantwortlicher Augustin Kröll sagt: 'Hier oben hat man einen überdachten Platz unter freiem Himmel