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Naturschützer wettern gegen Torfabbau

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Naturschützer wettern gegen Torfabbau

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    Von Michael Dumler Buchenberg-Schwarzerd - Der Torfabbau im Langenmoos im Buchen-berg-Schwarzerd sorgt für Gesprächsstoff: Weil die Abbaugenehmigung im nächsten Jahr ausläuft, beantragte die Betreiberfirma 'Gebrüder Patzer' eine Verlängerung bis zum Jahr 2015 und zudem eine Erweiterung der Abbaufläche um rund 0,6 Hektar (siehe Grafik). Dagegen machen nun Naturschützer mobil, allen voran die Buchenberger Gemeinderäte und Umweltbeauftragten Alfred Feil und Werner Sponsel, die am Montag zu einem Ortstermin luden. Der Torfabbau ist heute Abend, 19.30 Uhr, Thema der Ratssitzung im Buchenberger Rathaus. Was den beiden Buchenberger Räten sauer aufstößt, sind die aus ihrer Sicht fehlenden Renaturierungsmaßnahmen, zu denen die Betreiberfirma gemäß der Abbaugenehmigung aus dem Jahr 1992 verpflichtet worden sei. 'Bisher wurde ohne jegliche Kontrolle bis zur Grenze der geschützten Pufferzone Torf abgebaut', so Umweltbeauftragter Feil. Das nachfolgende Moor sei dadurch offengelegt und trockne aus. 'Der Torf wurde bis an den Rand abgestochen, nicht wie gefordert stufenförmig, hochmoorige Vegetationsbodenflächen wurden nicht deponiert', zeigte sich sein Stellvertreter Sponsel entsetzt. Schützenhilfe bekamen beide von Alfred Ringler. Der Projektleiter des Moorentwicklungskonzepts Bayern, das im Auftrag des bayerischen Landesamtes für Umweltschutz erstellt wird, meinte nach Besichtigung des Abbau-Areals: 'Ich sehe hier kein fundiertes ökologisches Rezept für eine Renaturierung.' Die Betreiberfirma, die seit 1955 in Schwarzerd Torf abbaut, sieht dies in einer unserer Zeitung vorliegenden Stellungnahme aller-dings anders. In den aufgelassenen Abbauflächen sei es 'in relativ kurzer Zeit gelungen, Moorwachstum zu initiieren.' Die Renaturierung verlaufe in geordneten Bahnen.

    'Dass dem so ist, wurde von der Unteren Naturschutzbehörde bisher nicht in Abrede gestellt', heißt es in dem Schreiben. Auch nicht bei einem nichtöffentlichen Ortstermin Mitte Oktober mit Gemeinderäten und Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und des Grundeigentümers Bayerische Staatsforsten. Auf einen im Rahmen des Möglichen schonenden Torfabbau wies Betriebsleiter Andreas Anetseder hin: 'Beim Abbau mit dem Bagger bleibt ein 30 bis 40 Zentimeter hoher Moor-Sockel bestehen.' Durch die Verlängerung der Abbaugeneh-migung und die Erweiterung der Abbauflä-chen würden die derzeitigen fünf Arbeitsplätze bis ins Jahr 2015 gesichert und die Firma könnte beruhigt in die Torfabbau-Anlage investieren, so Anetseder. Moor-Experte Ringler zeigte dafür zwar Verständnis, hob aber den ökologischen Wert des Langenmooses hervor, das Lebensraum für 'unersetzliche Eiszeit-Relikte' sei. Dazu gehören für ihn Insektenarten wie der Hochmoorgelbling, der Scheckenfalter, die Hochmoor-Mosaikjungfer oder die arktische Smaragdlibelle. Eine Verlängerung und Erweiterung des Torfabbaus nach den Richtlinien, wie sie im Genehmigungsbescheid von 1992 formuliert wurden, lehnte Martin Muth vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu, vehement ab. 'Die Auflagen sind seitdem strenger geworden.' Das sehen auch die Umweltbeauftragten Feil und Sponsel so: Eine Verlängerung der Abbaugenehmigung ist für beide von einem ökologischen Begleitprogramm abhängig, das streng kontrolliert wird. Torfabbau in Schwarzerd Seit dem 19. Jahrhundert wird laut Buchen-bergs Bürgermeister Toni Barth im Langenmoos Torf abgebaut. Seit 1955 macht dies die im hessischen Sinntal-Jossa ansässige Firma 'Gebrüder Patzer'. Das Torfmoos gilt als wichtigste Pflanze im nährstoffarmen, sauren Hochmoor, dem sich nur wenige Tier- und Pflanzenarten angepasst haben. Die unteren, abgestorbenen Pflanzenteile des Torfmooses bilden den Torf. Der im Langenmoos abgebaute schwere, nasse Torf wird, so Betriebsleiter Anetseder, in Schwarzerd mit weniger stark zersetztem Weiß-Torf aus Estland gemischt und mit Kompost, Rindenhumus, Holzfasern, Kalk und Dünger zu Gartenerde und gärtnerischen Substraten verarbeitet.

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