Abgespecktes Faschingsroulette in Buchenberg: Gut gewürzt, doch mit wenig politischem Biss Buchenberg (mdu). 'Herrlich in so einem riesigen Haus zu spielen'. Diesen Seitenhieb konnte sich Organisator Toni Barth bei der Premiere des Buchenberger Faschingsroulettes nicht verkneifen. Wie berichtet, dreht sich das Narrenkarussell 'aus Termingründen' heuer im Pfarrsaal und nicht im Landgasthof 'Sommerau'. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. Unter dem Motto 'Gastronomie und Tourismus' zeigten die Akteure dreieinhalb Stunden lang eine amüsante Mischung aus Comedy, Kabarett und Tanz.
Ausgerechnet im 15. Jahr kam es in Buchenberg zu einem bühnentechnisch abgespeckten 'Roulettchen'. Dass der Ärger über die Querelen des vergangenen Jahres (die 'Sommerau'-Pächter hatten sich über in ihren Augen beleidigende Texte beklagt) nicht verraucht ist, machte 'Chefkoch' Toni Barth klar. 'Lieber klein und fein, dafür darf man hier sagen, was man denkt', erklärte er unter tosendem Applaus des Publikums. Auch die TSV-Fußballer gingen in ihrer 'Wochenschau' auf die 'Sommerau' ein.
Von spektakulären Buchenberger Neuigkeiten wie der Einweihung einer Vierer-Sessel-Bahn auf den Buchenberg und dem neuen Kreuzthaler Eisstadion (im Gasthof Kreuz) wussten die Fußballer zu berichten. Auch der im Herbst eingeweihte 'Wasserschmeckerweg' sorge für Furore: Der spiritistisch veranlagte Allgäuer Spitzenlangläufer Johann Mühlegg sei bereits mit einer Wünschelroute auf örtlichen Loipen gesichtet worden.
Trotz Platzproblemen wirbelten die 19 kleinen 'Super-Girls' über die Bühne. Auch die Prinzengarde stellte ihr Können unter Beweis. Die Post ging bei der 'Jazz\'n Fun Dance Performance' mit einer pfeffrig-bayerischen Nummer ('I bin der Champ') und mit männlichen Partnern in einem spritzigen Showtanz ab. Weniger graziös, dafür umwerfend komisch präsentierte sich das Männer-Ballett 'Creme de la Creme'.
Und die 'Bierblos\'n' der Musikkapelle sorgte für zünftige Unterhaltung zwischendurch. Die weitverbreitete Freundlichtuerei im Dienstleistungsgewerbe nahm Walter Gögler auf die Schippe. So bekam die Wurstverkäuferin, die nebenher Briefmarken verkauft, ebenso ihr Fett ab, wie verbissen grinsende Musical-Stars oder lächelnde Zeugen Jehovas.
Gemeinsam mit Klaus Barth ließ Gögler sprichwörtlich die Hosen herunter. Als 'Duo Klassik' zeigten die beiden ein frivoles Musik-Potpourri. 'Keine Sau hat bei der Tombola des Sozialamtes ein Los gekauft', schimpfte Klaus Barth als KGB ('Klaus mit dem großen Bariton'). Ob es daran gelegen habe, dass der erste Preis ein Arbeitsplatz war?, fragte er.
Fazit: Der TSV Buchenberg bot ein kurzweiliges Jubiläums-'Roulettchen', das eine Prise mehr lokalpolitische Schärfe durchaus hätte vertragen können. Kein Wunder, dass die 'Spottdrosseln', die in den vergangenen Jahren stets für Zündstoff gesorgt und sich heuer aufgelöst hatten, von zahlreichen Besuchern schmerzlich vermisst wurden.