Der Broadway Joe glänzt beim Immenstädter Sommer Von Stefan Binzer Immenstadt Broadway. Das ist die Kulturmeile auf der Erdkugel schlechthin. Wenn sich also einer ganz bescheiden Broadway Joe nennt, dann ist er entweder ein Weltstar, der regelmäßig an dieser Prachtstraße in New York auftritt, oder er nimmt sich selbst nicht unbedingt ernst. Letzteres gilt für den Hindelanger Josef Haberstock, alias Broadway Joe. Beim Immenstädter Sommer im Klostergarten bewies er immerhin, dass Hintersteinerisch und Amerikanisch viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Hintersteinerisch und Chinesisch oder Suaheli übrigens auch. Der Broadway Joe hat diesmal kein festes Programm auf Lager, wohl aber alle seine bekannten Nummern. Vor dem Open-Air-Konzert können die Zuhörer an einer großen Tafel Striche hinter die Titel machen. Der Großteil der Fan-Gemeinde wünscht sich etwas aus der Kategorie Ordinäre, makabre, derbe Lieder: Das Schwaben-Lied, den Schwulengrind oder die Underhose. Josef Haberstock enttäuscht seine Anhänger nicht. Er bringt alle Hits. Würde man seine Texte ins Hochdeutsche übersetzen, erfüllte so manche Zeile den Straftatbestand der Diskriminierung von Minderheiten. (Wir schießen einen Schwaben). Weil jedoch der Hindelanger Dialekt und die schwungvolle Musik auf abwechselnd Quetsche und Gitarre der ganzen Sache die Schärfe nehmen, applaudiert das Publikum schenkelklatschend. Außerdem sind die Schwaben im Allgäu sowieso die Mehrheit, zumindest im Winter an den Skiliften und im Sommer auf den Berghütten. Der Inghuimische lebt von den Touristen und den Herg\'schmeckten, aber er liebt sie nicht unbedingt.
Vielleicht kommt deshalb der Spott des Broadway Joe so gut bei den Allgäuern an. Fast mehr noch als die Nidis (Nichtdialektler) nimmt der Kabarettist aus dem Ostrachtal aber die eigene Rasse aufs Korn. Glänzend, wie er als Volkshochschul-Dozent für korrektes Hintersteinerisch erklärt, dass auf die an und für sich schon unsinnige Frage So, bisch ou umanand? nur die noch viel dümmere Antwort Ja, und du ou? folgen kann. Das Publikum kringelt sich bei Haberstocks Sketchen - manchmal darf es sogar mitsingen. So beim Wemba-Lied, das keniatisch klingt, aber zumindest textlich Original-Ton Hinterstein ist. Darin geht es um zwei Mädchen, die an der Ostrach heimlich beobachten, wie Männer auf den Kiesbänken FKK machen. Das heißt dann beim Broadway Joe: Wemba dunda am Ba d Ma nackat seah ka. Halbtags als Ampel schaffenÜberhaupt die Zuhörer. Haberstock lässt so manchen Besucher Spießruten laufen. Eine Dame im Landhaus-Look fragt er, wohl zu modern für den Trachtenverein und zu arm für den Golf-Club? Einer Frau mit roten Haaren und grüner Jacke empfiehlt er noch einen gelben Schal, dann könnte sie halbtags als Ampel schaffen. Am Ende seiner Show verteilt er an die solchermaßen aufs Korn Genommenen zur Versöhnung Rosen. Der Broadway Joe kommt im Klostergarten nicht ohne mehrere Zugaben davon. Nicht ganz unselbstkritisch sein Schlussakkord Mankmol do frog i mi. Und er gibt den Zuhörern spitzbübisch den Rat auf den Nachhauseweg, näxschmol koi so ordinäre Sache winscha!. Aber gerade deshalb sind die meisten ja gekommen. Der Broadway Joe tritt am Dienstag, 10. Juli, nochmals um 20 Uhr im Klostergarten auf.