Von Sabine Beck|Kempten/MemmingenIm Fall von Anton Pittruff geht es nicht darum, ob er der Lieferung für die Baufirma 'Meisel & Compagnie' gleich die Rechnung beilegen soll. Dennoch kommt sich der Memminger längst vor wie der berühmte Buchbinder Wanninger: 'Gut ein Dreivierteljahr' versuchte er, Kindergeld zu bekommen. 'Dass ich einen Anspruch habe, hat nie jemand bestritten', sagt Pittruff. Und dennoch habe sich die Sache bei der Familienkasse gezogen wie Kaugummi. 'Es hätte schneller gehen können', räumt Fritz Schäfer, Leiter der Familienkasse, zwar ein. Er spricht jedoch nur von zwei statt von neun Monaten Wartezeit, 'weil nicht alle Unterlagen beisammen waren'.
Zum leidigen Dauerbrenner wurde das Thema Kindergeld für die Pittruffs Anfang des Jahres. Die letzte Zahlung für Sohn Markus, der eine Ausbildung als Mechatroniker absolviert hatte und danach ein Studium anfing, ging im Januar ein. Danach sollte Vater Anton Pittruff einen Nachweis erbringen, dass die Ausbildung zu Ende war. Der Memminger schickte eine Immatrikulationsbescheinigung und Verdienstnachweise der Jahre 2004 bis 2006 nach Kempten, schrieb E-Mails und telefonierte mit dem Service-Center der Familienkasse. 'Die Auskünfte waren unbefriedigend und meine Bitten um Rückruf wurden ignoriert', ärgert sich Pittruff. Erst als er Anfang Oktober persönlich in Kempten vorsprach, sagte man ihm, dass das Kindergeld - gut 1300 Euro - bewilligt wurde. Mittlerweile ist das Geld auf Pittruffs Konto eingegangen. Die Verärgerung bleibt: 'Da weiß die rechte Hand nicht, was die Linke tut. Es kann doch nicht sein, dass man von Pontius zu Pilatus geschickt wird.'
14 000 Briefe im Monat
Etwas anders sieht Familienkassen-Chef Fritz Schäfer die Situation. 'Hätte Herr Pittruff uns die Unterlagen vollständig geschickt, hätte es nicht so lange gedauert.' Denn einen Großteil der Zeit habe die Familienkasse auf den Verdienstnachweis für das Jahr 2007 gewartet. Pittruffs Verärgerung kann Schäfer dennoch nachvollziehen, 'wenn man so lange auf sein Geld wartet.' Aber bei etwa 14 000 Briefen, die die Familienkasse monatlich bekomme, werde die Sache nicht einfacher, wenn dann noch Unterlagen fehlten. Sein Tipp daher: 'Alles genau durchlesen und vollständig an uns schicken. Dann verkürzt sich auch die Wartezeit.'
Dass die Familienkasse durch die Umleitung aufs Service-Center telefonisch nicht mehr erreichbar ist, hält Schäfer selbst für 'nicht ganz optimal'. Aber es gebe ja noch die Öffnungszeiten, 'zu denen wir als Ansprechpartner zur Verfügung stehen'. Zudem sei die Familienkasse bemüht, alle Angelegenheiten schnell über die Bühne zu bringen: 'Schon allein, damit etwas vom Tisch ist.' Dafür machten die Mitarbeiter der Familienkasse - jetzt, da die Ausbildungszeit begonnen hat - übrigens auch Überstunden.