Ausbildung Ausbildungsberufe mit weniger Theorie sind "keine Sackgasse" - Berufsbilder "mit Zukunft" dabei - Angebote im Handel und in der Industrie - Lehrstellenbörse am Samstag in Lindenberg">

Artikel: Nach zwei Jahren mit der Lehre fertig

7. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
matthias becker

Ausbildung Ausbildungsberufe mit weniger Theorie sind "keine Sackgasse" - Berufsbilder "mit Zukunft" dabei - Angebote im Handel und in der Industrie - Lehrstellenbörse am Samstag in Lindenberg

Westallgäul pem, sam lDie Anforderungen in vielen Berufen steigen, entsprechend auch die Ansprüche an Auszubildende. Das macht jungen Leute Probleme, die in der Schule Schwierigkeiten haben. Ihnen kommen die zweijährigen Berufe entgegen. Sie sind "theorieentlastet", wie es Jürgen Hero von der Industrie- und Handelskammer beschreibt. Und: Nach den zwei Jahren gibt es die Möglichkeit einen weiteren Abschluss anzustreben. "Sie sind also keine Einbeinstraße. Das ist das Schöne an diesen Ausbildungen", sagt Hero. Informieren kann man sich über die Berufe und viele anderen auch auf der Lehrstellenbörse am Samstag in Lindenberg.

Schon immer gegeben hat es entsprechende Ausbildungen im Einzelhandel. Wer dort nach zwei Jahren seine Prüfung ablegt, ist Verkäufer. Wer darauf noch ein weiteres Jahr draufsattelt, kann die Prüfung zum Einzelhandelskaufmann ablegen mit entsprechend mehr betriebswirtschaftlichem Hintergrund.

Seit einigen Jahren gibt es zweijährige Berufe auch in der Industrie. "Sie werden gut angenommen", sagt Jürgen Hero. Ein Beispiel für eine solche Ausbildung ist der Maschinen- und Anlagenführer. Während Techniker heute die Maschinen auch programmieren können müssen, bedient sie der Maschinenführer überwiegend.

In der Berufsschule sitzen die Jugendlichen mit zwei und dreijährigem Beruf nebeneinander. "Dort wird nicht unterschieden", sagt Hero. In der Regel beratschlagen Betrieb und Auszubildender nach den beiden Jahren gemeinsam, ob es sinnvoll ist, einen weiteren Abschluss anzustreben. "Der junge Mann oder die junge Frau können das dann aus dem sicheren Gefühl heraus angehen, bereits eine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche zu haben", nennt Hero einen Vorteil der Berufe.

Gute Erfahrung mit den zweijährigen Ausbildungen machen auch Unternehmen. Beispiel Createc Trend-Design in Lindenberg. Seit sieben Jahren bietet die Firma die zweijährige Ausbildung zum Fachlageristen an. Anders als bei der dreijährigen Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik bleiben dabei Computerabläufe außen vor.

Die Hauptaufgaben liegen bei Kontrolle und Abwicklung von Warenein- und -ausgang, Versand und Verpackung.

Zwei oder drei Azubis werden jedes Jahr neu eingestellt. Aufgrund guter Leistungen hat der Betrieb heuer erstmals einem Fachlageristen-Absolventen angeboten, sich mit einem weiteren Jahr Ausbildung - also insgesamt drei Jahren - zur Fackkraft für Lagerlogistik weiterzubilden. Createc-Ausbilderin Anja Lührs-Hofer hält die Möglichkeit, in zwei Jahren eine Ausbildung abschließen zu können, für sehr wichtig. Weil der Beruf des Fachlageristen ein kaufmännischer und kein handwerklicher ist, "hat man eine tolle Vorausbildung, mit der man sich weiterentwicklen kann", sagt Lührs-Hofer.

"Beruf mit Zukunft"

Momentan ist das relativ neue Berufsbild des Fachlageristen laut Ausbilderin Lührs-Hofer noch zu unbekannt. Deshalb geht sie regelmäßig in die Hauptschule und informiert darüber. "Es ist ein Beruf mit Zukunft, denn ohne Lagerlogistik geht es nicht."

Joachim Gorlo, kaufmännischer Leiter und Personalverantwortlicher bei Bayernland in Lindenberg, ist bei der zweijährigen Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer vor allem eines wichtig: Speziell Hauptschülern eine Chance geben. "Wir gehen gezielt in die Lindenberger Hauptschule und stellen das Berufsbild vor", sagt Gorlo. Seiner Aussage nach liegt die Bewerberzahl "im guten zweistelligen Bereich".

Seit vergangenem Jahr bietet das Unternehmen gemeinsam mit der benachbarten Bergland GmbH (Abpacken von Naturkäse) vier solcher Ausbildungsplätze an. Heuer ist eine Stelle frei geblieben, "weil nur drei auf die Stelle gepasst haben", erklärt Gorlo.

Als Einstellungskriterium sei ein gutes Zeugnis zwar wichtig - "aber wichtiger ist der Mensch", sagt Gorlo. Jeder darf seiner Meinung nach Schwächen haben, aber es müsse erkennbar sein, dass einer will. 70 bis 80 Prozent der Bewerber bekommen daher ihre Chance bei einem Vorstellungsgespräch.

Im Vergleich zu angelernten Leuten bekommen die Auszubildenden neben dem Bedienen von Maschinen auch Wissen über die Produktseite vermittelt - über Hygiene oder Dokumentation etwa. Nach Abschluss der Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer ist es möglich, die Laufbahn als Techniker oder Meister einzuschlagen.