Stolls kleine Nudelfabrik im Stadtteil Haken Kaufbeuren (blp). Zunächst waren sie eigentlich nur ein Abfallprodukt, schließlich mussten die von Klaus Stoll konstruierten Nudelmaschinen getestet werden. Folglich machte Christa Stoll selbst Nudeln, die dann an Freunde, Bekannte und Verwandte verteilt wurden. Die kamen auf den Geschmack und fragten: 'Wann gibt\'s die Nudeln mal zu kaufen', erinnert sich Christa Stoll. Und so eröffnete sie vor zehn Jahren 'Die kleine Nudelfabrik'.
Eher zufällig war der Maschinenbauer Klaus Stoll vor Jahren zu den Nudeln gekommen: Eines Tages hatte in der kleinen Werkstatt in der Mindelheimer Straße, wo Stoll Holzbearbeitungsmaschinen herstellte, ein Kunde nach Matritzen für eine Nudelmaschine gefragt. Stoll stellte das benötigte Teil her und sattelte schließlich ganz darauf um, Nudelmaschinen zu entwickeln und komplett zu überholen. 'Mittlerweile sind wir die einzigen in Deutschland, die Nudelmaschinen noch selbst herstellen', sagt Christa Stoll.
Durchs Fenster zuschauen
Um die Maschinen zu testen, machte ihr Mann auch Nudelteig, und schließlich wurden Nudeln hergestellt. Später ging der Verkauf im kleinen Laden in der Osterhofstraße im Haken los. Anfangs produzierten die Stolls noch im selben Raum, heute geschieht dies nebenan, wobei die Kunden aber durch ein Fenster auch zuschauen können.
Ob Dinkel-Gries-Nudeln, normale Eiernudeln in Form von Spaghetti, Bandnudeln und Spirelli oder auch eierlose das Sortiment ist umfangreich. 'Wir bieten immer wieder auch neue Sorten an.' Derzeit kommen die Stolls mit der Produktion der sehr beliebten Pizzanudeln kaum nach. Schon lange ein Renner im Sortiment sind Knoblauchnudeln. Und daneben gibt es noch rote Tomaten-, grüne Spinat- und dunkle Steinpilznudeln. Auch Nudelteigplatten sind zu haben, geeignet für Lasagne und schwäbische Maultaschen. Und sogar Ausgefalleneres ist im Angebot: 'Schokonudeln schmecken hervorragend, wenn man sie in Milch kocht, mit Vanillepudding bindet und dann mit Eierlikör als Dessert serviert', schmunzelt Christa Stoll. Überhaupt lässt sie sich immer wieder etwas Neues einfallen. So waren auch schon einmal Zimtnudeln im Sortiment, derzeit sind Nudelzöpfe oder -kränze begehrt, die sich im Ganzen kochen und dann dekorativ servieren lassen. 'Das sind alles Ideen, die einfach mit der Zeit entstanden sind.' Rezepturen aus italienischen Kochbüchern werden genauso ausprobiert wie Erfahrungen aus Restaurants nachgeahmt. 'Die Schokonudeln haben wir einmal in einem italienischen Restaurant als Dessert bekommen', sagt Christa Stoll.
Salz im Teig
Die Zutaten der Nudeln wollen sorgsam ausgewählt sein. 'Der richtige Hartweizengries ist das A und O', der sorge noch fast mehr als die Eier für die gelbe Farbe. Vom Burkhardthof stammen die Eier, dazu kommen noch die für die verschiedenen Geschmacksrichtungen benötigten Gewürze. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Nudelherstellern gibt Christa Stoll auch Salz an den Nudelteig, 'das ist einfach schmackhafter'. Das damit verbundene Problem, salzhaltige Nudeln schlechter trocknen zu können, habe sie mittlerweile ganz gut in den Griff bekommen.
In jüngster Zeit gibt es nicht nur die getrockneten Nudeln, sondern auch frische, nicht vorgekochte und vakuum-verpackte Ware. '90 Prozent unserer Kunden kennen uns einfach', weiß die Nudelchefin, dass ihre Nudeln oft noch als Geheimtipp gehandelt werden. Dazu trug auch die etwas versteckte Lage am Ende des Hakens bei. Etwas mehr Kundschaft erhofft haben sich die Stolls deshalb vom Ausbau der Osttangente und der Osterhofstraße. Die Erwartungen sind aber bislang nicht in Erfüllung gegangen. Und so muss auch die Idee noch warten, einen Imbiss beim Betrieb einzurichten.
Doch nach wie vor ist der Nudelverkauf auch nur das zweite Bein des Stoll\'schen Unternehmens. Das Hauptgeschäft der inzwischen durch die Mitarbeit von Sohn und Tochter zum Familienbetrieb gewordenen Firma ist nach wie vor der im selben Gebäude untergebrachte Maschinenbau.