Von Veronika Krull |Bad Hindelang-OberjochDurchatmen in "Deutschlands bester Luft": Nach dem Smog bei den Olympischen Spielen in Chinas Hauptstadt Peking haben örtliche Touristiker und Hoteliers deutschen Olympiateilnehmern eine Wohltat auf 1200 Meter Höhe im Bad Hindelanger Ortsteil Oberjoch versprochen.
Wie gut die Verschnaufpause den 18 erschienenen nationalen Spitzensportlern nebst familiärem Anhang tun wird, dürfte sich bis Ende der Woche zeigen. "Wir kommen wieder", versprach Sportschütze und Silbermedaillen-Gewinner Ralf Schumann schon bei der Begrüßung der Eingeladenen und bei deren Eintragung ins Goldene Buch der Marktgemeinde. Der Olympiazweite wird jedenfalls seinem Bundestrainer empfehlen, in Deutschlands höchstgelegenem Dorf mal ein Schützen-Winterlager einzurichten.
Hubert Geißler, Sprecher der sieben gastgebenden "Oberjoch-Hotels", wird es freudig aufgenommen haben. Im Frühjahr bereits hatte Geißler überlegt, wie man die allergen-arme Luft, die asthmakranken Kindern so gut tut, am Oberjoch noch besser bekannt machen könnte. Gemeinsam mit seinen Tourismus-Kollegen vollendete er in einer "Ideenschmiede" den Plan einer Frischluftwoche für Olympiateilnehmer.
Noch während der Sommerspiele in Peking luden die Hoteliers ein, auch die deutschen Behindertensportler der Paralympics.
"Super", schwärmte jetzt Wolfgang Sacher von dieser Aufmerksamkeit. Er ist der erfolgreichste deutsche Sportler bei den Wettkämpfen der Gehandicapten gewesen. Der 41-jährige Radfahrer, der Gold, Silber und Bronze gewann, hatte am Oberjoch schon des Nachmittags eine zweistündige Radrunde absolviert. Beim abendlichen Begrüßungs-Empfang mit Eintrag ins Goldene Bich der Gemeinde lobte Sacher die Allgäuer Bergluft als "sehr angenehm". Er kann sich gut vorstellen, sein Training für die nächsten Olympischen Spiele am Oberjoch durchzuführen.

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Peking sei schon recht anstrengend gewesen, berichtete Sacher, der mit 16 Jahren bei einem Starkstromunfall den linken Arm verloren hatte. Ein paar Mal habe man zwar durchaus den blauen Himmel über der Millionenstadt sehen können. Aber der Rest der Olympia-Tage sei bei "Riesennebel" trüb ausgefallen. "Zum Schluss bin ich fast vom Radl gefallen", beichtete er, wie sehr ihm gerade die Luftfeuchtigkeit zu schaffen gemacht habe. Aus dem umfangreichen Freizeitprogramm, das den Olympiateilnehmern angeboten wird, hat sich Sacher die "Hindelang-Tour" herausgepickt. Zudem will er sich im "Krolf", einer Mischung aus Golf und Cricket, versuchen.
Vielleicht eine Bergtour, aber auf jeden Fall die heutige "Schlauchbootgaudi" auf der Iller und eine Besichtigung von Unterjocher Bauernhöfen, haben sich Kathrin Boron, "Bronze-Ruderin", und ihre sechsjährige Tochter Cora vorgenommen. Die Bankkauffrau bestritt in Peking ihre fünften Spiele, nachdem sie zuvor vier Goldmedaillen gewonnen hatte. Die aus Brandenburg stammende Sportlerin genießt ihren ersten Aufenthalt im Allgäu. Könnte sie sich vorstellen, demnächst hier mal Urlaub zu machen? Die Olympionikin lächelt: "Klar!"