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Artikel: Nach 36 Jahren wieder zurück in die Türkei

23. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ruhestand Osman Sürer lebt seit 1972 in Deutschland - Nun Rückkehr

Obergünzburgl san,ver l"Ich brauche einen Wetterwechsel, ich will einfach noch mal ein neues Leben anfangen", sagt Osman Sürer. Deshalb macht der 60-Jährige einen großen Schritt: Nach 36 Arbeitsjahren in Deutschland, davon 28 Jahre bei Technocell in Günzach, will er in seine türkische Heimat zurückkehren, um dort den Lebensabend in seinem Haus zu verbringen.

Anfang der 1970er Jahre arbeite Osman Sürer in Tarsus, einer Stadt südlich von Adana in der Türkei. Aufgrund der boomenden Wirtschaft in Deutschland wurden damals dringend Arbeitskräfte benötigt. So bekam Sürer 1972 über das Arbeitsamt Kaufbeuren das Angebot, im Allgäu zu arbeiten, wo die Arbeitsverhältnisse und Verdienstmöglichkeiten besser waren als im Heimatland.

Bei der Firma Momm in Kaufbeuren startete er ins (Arbeits-) Leben in Deutschland und nach einem Jahr holte er seine Frau und Tochter zu sich. Nach einigen Jahren bei verschiedenen Firmen im Allgäu wie 4P Verpackungen, Dobler und Fendt kam er 1980 zu Technocell, wo er bis heute beschäftigt ist. Bald geht der 60-Jährige in den Altersruhestand. Nun will er mit seiner Frau Lütfiye nach Tarsus im Süden der Türkei zurückkehren.

Niemals Streit gehabt

Er habe es nie bereut, nach Deutschland gekommen zu sein, sagt Sürer. "In der ganzen Zeit hatte ich keinen einzigen Streit, es gab nie Probleme mit meinen Kollegen oder Nachbarn", erzählt der 60-Jährige rückblickend. Gleichzeitig habe er die Verbindung zur Türkei nie ganz verloren. "Es ist mein Heimatland, ich habe dort ein Haus und ein Grundstück." Auch eine seiner Töchter lebt mit ihrer Familie in der Türkei. Trotzdem sei er ein Fremder, wenn er die Türkei besuche: "Ich habe dort Verwandte, aber keine Freunde, weil ich ja so lange Zeit hier in Deutschland gelebt habe."

Die Entscheidung, nun wieder in der Türkei zu leben, sei ihm nicht leichtgefallen, sagt Sürer, denn die Deutschen mit all ihren Ecken und Kanten hat er lieb gewonnen. Ein Teil von ihm werde immer im Allgäu bleiben, besonders wegen seiner fünf Kinder, die hier wohnen, leben und arbeiten. Auch werden seine vier Enkel bei Besuchen in Deutschland Großvaterpflichten einfordern.

Sollte ihn also das Heimweh überkommen, hat Sürer eine ganz einfache Lösung: "Ich werde hier Urlaub machen - mindestens einmal im Jahr." Außerdem sei schon ausgemacht, dass die befreundeten Familien ihn in der Türkei besuchen werden. Sein Weggang sei also kein Grund zur Trauer - eher ein Grund, öfter mal Urlaub in der Türkei zu machen. Dann scherzt er: "Und wenn es mir in der Türkei nicht gefällt, komme ich einfach zurück."

Auch im Ruhestand wird es Sürer nicht langweilig werden, da es am Haus immer viel zu tun gebe. Zudem will er auf seinem Grund vielleicht Trauben oder Oliven anbauen. Auf jeden Fall wünscht er sich für die Zukunft eins: "Mehr leben."

Reise beginnt im September

Am 7.September hat Sürer seinen letzten Arbeitstag, tags darauf beginnt die Reise. "Solche Tage erlebt man mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Sürer: Das lachende schaue mit Vorfreude auf den Ruhestand, das weinende blicke zurück auf eine schöne Zeit mit Kollegen, Freunden und Nachbarn, die nun zu Ende gehe.