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Artikel: "Mythen entzaubern"

6. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Terrorismus Die Rote Armee Fraktion, deren Geschichte derzeit ein Kinofilm behandelt, spielt auch im Unterricht eine Rolle - Lehrer: Schüler zeigen großes Interesse

Von Frank Eberhard |MemmingenDen Terrorismus der 1970er Jahre in Westdeutschland hat der neue Kinofilm "Der Baader Meinhof Komplex" zum Inhalt. Die Rote Armee Fraktion (RAF, siehe Infokasten) ist auch Thema an den Schulen. Einige Lehrer wollen sich den Streifen mit ihren Schülern ansehen, andere können sich eine Projektarbeit über die RAF vorstellen. Da sie im Geschichtsunterricht wenig Zeit dafür haben, behandeln Pädagogen den Terrorismus immer wieder fächerübergreifend.

Etwa eine Stunde steht laut Willi Kraus, Lehrer am Bernhard-Strigel-Gymnasium, im Fach Geschichte zur Verfügung, um sich damit auseinanderzusetzen. "Oft sind Geschichts- und Sozialkundelehrer auch Deutschlehrer, sodass man das Thema in verschiedenen Fächern anspricht", erläutert Kraus. Deshalb würden Lehrer, die den Terrorismus ausführlicher behandeln wollen, meist auch die Zeit dafür finden.

"Bescheid wissen, um spätere Entwicklungen zu verstehen"

"Ich komme immer wieder darauf zu sprechen", sagt Burkhard Arnold, Schulleiter am Vöhlin-Gymnasium und selbst Geschichtslehrer. Beispielsweise im Zusammenhang mit der wehrhaften Demokratie oder wenn es um die Vorreiter der Netzwerke heutiger Terror-Organisationen gehe. Für Arnold ist es wichtig, dass die Schüler über die RAF-Zeit Bescheid wissen, um spätere Entwicklungen besser verstehen zu können.

Dr.Otto Schmid leitet Rupert-Ness-Realschule und -Gymnasium in Ottobeuren. Auch er unterrichtet Geschichte und sagt, dass er sich anhand der Bundeskabinette durch die Zeit nach 1945 "hangelt". Bei der Regierung Schmidt sei der RAF-Terrorismus ein Schwerpunkt. Ihm gehe es unter anderem darum, "Mythen zu entzaubern". So müsse den Schülern gezeigt werden, dass "diese Leute keine modernen Robin Hoods waren, sondern eine Verbrecherbande".

Siegfried Kaulfersch, Fachbetreuer für Geschichte an der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS), betont, dass seine Schüler großes Interesse an dem Thema hätten. Er kann sich vorstellen, den Film mit Schülern der 13. Klasse anzusehen. Im Geschichtsunterricht habe er ein bis zwei Stunden Zeit für die RAF, er komme aber auch in Fächern wie Deutsch und Sozialkunde darauf zu sprechen.

"Man kann den Film ansehen und ein Projekt daraus machen", sagt Ulrich Weiß, Fachbetreuer am Marianum für Geschichte und Sozialkunde. Für ihn ist vorstellbar, dass Schüler historische Hintergründe beleuchten und Zeitzeugen befragen. So könnten sie das Thema zusätzlich in den Unterricht einbringen, wo es nach Weiß Worten aber ohnehin schon intensiv behandelt wird.