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Mutmaßliche Mitglieder der Russenmafia vor Gericht

Kriminalität

Mutmaßliche Mitglieder der Russenmafia vor Gericht

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    Mutmaßliche Mitglieder der Russenmafia vor Gericht
    Mutmaßliche Mitglieder der Russenmafia vor Gericht Foto: Fred Schöllhorn

    Seit gestern müssen sich drei mutmaßliche Mitglieder der Russenmafia vor dem Landgericht Memmingen verantworten. Den Angeklagten wird unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie Drogenhandel vorgeworfen. Für den Prozess sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt.

    Alle drei Angeklagten sollen nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Mitglieder der kriminellen Vereinigung des Alexandre Bor sein. Dieser gilt als "ganz dicker Fisch". Er kontrolliert in Russland angeblich 30 Banden und hält sich derzeit vermutlich in Moskau auf. In Deutschland soll seine Bande seit mindestens 2001 aktiv sein und sich in mehreren Regionen Bayerns etabliert haben; ihre Mitglieder stammen aus der ehemaligen Sowjetunion. Kennzeichen der Vereinigung ist die strenge Hierarchie und ihre regionale Organisation. Auf höchster überregionaler Autoritätsstufe steht der sogenannte "Dieb im Gesetz" - in diesem Fall Alexandre Bor. Ihm folgen untergeordnete Ebenen bis zu den Statthaltern, von denen es zumeist für jede große Stadt einen oder mehrere gibt.

    Gemeinsame Kasse

    Wichtiges Element der Bande ist die gemeinsame Kasse, der sogenannte "Heilige Obschtschjak". Die einzelnen Statthalter haben die Aufgabe, durch Straftaten Geld für den Obschtschjak zu sammeln und es nach Moskau weiter zu leiten. Aus dem Obschtschjak werden beispielsweise inhaftierte Mitglieder und deren Familien versorgt oder Rechtsanwaltshonorare bezahlt. Beträge fließen in die Kasse unter anderem aus Drogenhandel, Erpressung von Schutzgeldern, Geldfälschung oder Urkundenfälschung.

    Einer der in Memmingen Angeklagten soll mindestens seit Mitte 2006 als Statthalter für Memmingen und Umgebung fungiert haben. Zusammen mit den beiden Mitangeklagten soll er etwa 1,2 Kilo Heroin nach Deutschland eingeführt und zum Teil verkauft haben.

    Dass die drei Männer nun vor Gericht stehen ist Ergebnis der Ermittlungen unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Kempten. Wie berichtet, hat sie die bisher aufwendigsten Ermittlungen gegen die im Freistaat operierende Russenmafia geleitet. Den Ermittlern gelang es, die Organisationsstruktur aufzudecken und 150 Verfahren einzuleiten. 39 Beschuldigte sitzen in Haft. Seit dem Jahr 2008 wurden bereits mehrere Mitglieder der Russenmafia zu hohen Freiheitsstrafen zwischen siebeneinhalb und elf Jahren verurteilt.

    Ein Urteil in dem Memminger Prozess wird laut einem Gerichtssprecher für Ende Mai erwartet.

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