Von Veronika Krull Fischen - Verschämt streicht sich die Schöne das halblange Haar aus dem Gesicht, als der Flötist versucht, die 'fremde Circe' zu umgarnen, doch die wendet sich mit Grausen, als der eifrige Bewerber um ihre Gunst seine Kunst noch steigert und das Instrument mit der Nase bläst Verkehrte Welt, zumal die Begehrte auch gar nicht die vermeintliche Prinzessin auf Liebespfaden und im wirklichen Leben auch keine Frau ist: Die sieben Meister der (komischen) Künste von 'Mnozil Brass' hatten mit ihrem 'trojanischen Boot' im Fischinger Kurhaus Anker geworfen.
Freche Jodelballade Beifallsstürme brandeten den Bläsern auf Blech und anderem entgegen, nachdem sie das Rätsel um das geheimnisvolle (Papier-) Schiffchen gelöst und ihr warm gewordenes Publikum noch mit allerlei Zugaben verwöhnt hatten. Stehend honorierten die Zuhörer die sauber artikulierten Flötentöne des Nasenblas-Septetts aus dem Nachbarland. Und sie ergötzten sich an der frech vorgetragenen Jodelballade vom Edelweiß, bei der die Margeriten der Bühnendekoration geschwind als Statisten herhalten mussten und die Geranien zu blutbefleckten Edelweiß des unglücklichen Jünglings mutierten. An Talenten mangelt es den sieben Vertretern der Blechspaßtruppe ganz und gar nicht, wie die von ihnen als erste Operette des 21. Jahrhunderts titulierte Musik-Geschichte um Krieg und Frieden bewies. Denn die Absolventen der Wiener Musik-Universität sind nicht nur Virtuosen auf ihren Stamminstrumenten Trompete, Posaune und Tuba, sondern wissen auch geschickt die Blockflöte, das Alphorn oder gar die 'Schlauchtrompete' zu handhaben.
Respektable Schauspieler Doch sie sind darüber hinaus auch wackere Vertreter der singenden Zunft, die als Solisten oder Rapper, als Jodel-Duett oder a cappella im Chor ihre Stimmen erhoben. Sie könnten mit ihren artistischen Verrenkungen beim Dienst am Instrument locker in einem (kleineren) Zirkus auftreten, sie verstehen es, hinreißende Kulissen zu bauen Die Bühne war kahl? Ja, aber die Spaß-Brasser sind auch noch respektable Schauspieler, die dank ihrer ausgeprägten Mimik und Gestik locker die Phantasie im Saal anfachen und somit die Bühne mit Bildern beleben können. Gelegenheit, all diese Begabungen zu demonstrieren, bot ihnen 'Das trojanische Boot', ein Auftragswerk der 'Ruhr-Triennale' 2005, das von zwei benachbarten Inseln erzählt, die sich angesichts eines plötzlich auftauchenden 'Weibes, so süß, so edel' in die Haare zu geraten drohen. Der jungen Frau, eigentlich eine Fee und betörend verkörpert durch den schlaksigen Leonhard Paul, gelingt es aber, das drohende Scharmützel umzubiegen in einen kleinen olympischen Wettkampf, in dem jeder der Kontrahenten am Instrument sein Bestes geben darf. Friede, Freude und Konfetti beenden schließlich das Spektakel. Wenn das Singspiel im ersten Teil auch etwas zäh in die Gänge kommt, laufen die 'Mnozils' nach der Pause zur Hochform auf, gipfelnd in den zauberhaften Zugaben. Mit seiner ersten Theaterarbeit wird das genial-verrückte Bläser-Ensemble seine Karriere ungebrochen fortsetzen. Gegründet 1992 im Gasthaus 'Josef Mnozil' zu Wien, ist 'Mnozil Brass' inzwischen mit 120 Konzerten pro Jahr weltweit im Einsatz.