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"Musik versteht jeder"

Interview

"Musik versteht jeder"

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    "Musik versteht jeder"
    "Musik versteht jeder" Foto: ralf lienert

    Ihr 100-jähriges Bestehen feiert die Sing- und Musikschule Kempten am 27. Oktober mit einem Festakt für geladene Gäste. "Wir feiern das ganze Schuljahr 2010/2011 über und laden Interessierte ein, unsere Konzerte und Veranstaltungen zu besuchen", sagt Musikschulleiter Robert Rossmanith. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet der 38-Jährige, der seit August 2008 die Musikschule leitet und hier auch Schlagzeugunterricht gibt, über aktuelle Entwicklungen und erzählt, warum er das Musikmachen für eine wichtige Sache im Leben hält.

    Herr Rossmanith, als Musikschulleiter haben Sie Ihre Kinder bestimmt zum Musikunterricht verdonnert, oder?

    Rossmanith: (lacht) Nein, so kann man das nicht sagen. Lena, unsere Jüngste ist zwei Jahre alt und singt gerne. Linda ist vier Jahre alt und besucht an unserem Wohnort Marktoberdorf in der Musikschule die musikalische Früherziehung und mein sechsjähriger Sohn Silvan die musikalische Grundausbildung.

    Sicherlich erhält ihr Sohn von seinem Papa schon Schlagzeugunterricht

    Rossmanith: Ja, wir haben kürzlich mit dem Trommeln begonnen.

    Warum soll man denn überhaupt selber Musik machen?

    Rossmanith: Weil es eine unheimlich bereichernde Tätigkeit und einmalige Ausdrucksmöglichkeit ist. Generell ist Musik, ob man sie nun hört oder macht, ein wesentlicher Bestandteil des Lebens, ein großer Schatz. Ich kenne eigentlich keinen Menschen, der nicht Musik hört und in dem Musik nicht bestimmte Gefühle auslöst. Was liegt da näher, als selbst Musik zu machen? Ganz abgesehen von den positiven "Nebenwirkungen" des aktiven Musizierens.

    Welchen?

    Rossmanith: Musikmachen fördert zum Beispiel die Kreativität, das logische Denken, die Charakterbildung und die Teamfähigkeit. Selbstbewusstsein und Sozialverhalten werden durch Auftritte und dem Spiel in der Gruppe gestärkt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Musikschüler, die gewohnt sind, vor Publikum zu spielen, etwa auch beim Ausfragen in der Schule sicherer sind.

    Und weil Musik eine Sprache ist, die jeder versteht, dient sie auch der Integration.

    Wie ist die Sing- und Musikschule Kempten heute aufgestellt?

    Rossmanith: Wir bieten ein vollständiges Ausbildungskonzept. Unser Angebot beginnt bereits bei den Jüngsten in der Eltern-Kind-Gruppe und der musikalischen Früherziehung und führt hin zum Instrumental- und Vokalunterricht, dazu kommt parallel unser umfangreiches Angebot an Chören, Orchestern, Bands und Ensembles hinzu sowie Auftrittsmöglichkeiten für die Schüler. Das Miteinander-Spielen halte ich für sehr wichtig. Dass wir hier eine breite Palette mit durchweg qualifiziertem Personal anbieten können, ist sicher einer unserer großen Pluspunkte.

    Welche Instrumente sind bei Kindern und Jugendlichen zurzeit angesagt?

    Rossmanith: Gitarre und Geige. Auch im Bereich Schlagzeug ist die Nachfrage angestiegen.

    Sie haben ja 2009/2010 auch einen Zitherkurs angeboten, der aber floppte

    Rossmanith: Ja, trotz umfangreicher Werbung hatten wir zunächst keine Anmeldungen. Wir sind aber drangeblieben - mit Erfolg: Unser Zither-Lehrer Martin Kerber unterrichtet seit diesem Schuljahr zwei Schüler und in der Volksschule Haldenwang gibt er einen Schnupperkurs. Sechs Kindern bringt er dort pro Woche eine Stunde lang das Zitherspielen bei.

    Gibt es noch andere Neuerungen?

    Rossmanith: Seit einem Jahr gibt es das Angebot "Rock für Kids", das drei Nachwuchsbands umfasst, zudem die "Trommelzwerge", die "Querflöten-Minis" sowie das Blockflötenorchester. In Kooperation mit der Haubenschlossschule bieten wir dort neben unseren zwei Bläserklassen einen Kinderchor an. Auch die gut besuchte Volksmusik-Matinee wollen wir fortführen.

    Wie sieht es mit der Förderung von Talenten aus?

    Rossmanith: Hierfür haben wir sogar eine eigene Förderklasse, die aktuell elf Schüler besuchen. Und auch durch Wettbewerbe werden Talente gefördert: Dieses Jahr stellten wir beispielsweise insgesamt 15 erste Preisträger sowie zwei Bundespreisträger beim "Jugend musiziert"-Wettbewerb. Erfolgreich war übrigens auch unsere Malabteilung: Beim diesjährigen Europäischen Malwettbewerb stellten wir drei Bundes- und acht Landessieger.

    Die Musikschule wird finanziert durch die Stadt Kempten, die Mitgliedsgemeinden des Trägervereins, Unterrichtsentgelte und das Land Bayern. Unterstützung erhalten Sie aber auch durch einen Förderverein.

    Rossmanith: Ja, darüber sind wir sehr glücklich. Der Förderverein springt unbürokratisch ein, wenn sich zum Beispiel ein Schüler den Unterricht nicht leisten kann. Er unterstützt uns bei Instrumentenanschaffungen, der Pflege der Partnerschaften zu den Musikschulen Sopron und Trient und vielem mehr.

    In den Schulen nimmt die Ganztagesbetreuung zu. Was heißt das für die Sing- und Musikschule?

    Rossmanith: Dass wir mit den Regelschulen eine verstärkte Zusammenarbeit suchen werden.

    Und wie soll die aussehen?

    Rossmanith: Ich kann mir gut weitere Kooperationen etwa in Form von Instrumentalklassen, Chören und musikalischen Grundfächern an den Regelschulen vorstellen.

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