Sonthofen Tanja Diebold leitet einen Feinkostladen in Sonthofen. Ihre Leidenschaft aber ist die Musik. Die 31-Jährige singt beim Walser Gospel-Chor als Solistin. In der Jazz-Formation Tanja Diebold & Friends tritt sie mit wechselnden Musikern auf und interpretiert auch gefühlvolle Soultitel. So wie am heutigen Freitag, 10. Januar, in der Kulturwerkstatt Sonthofen. Die ambitionierte Sängerin stand Christian Gögler vom Allgäuer Anzeigeblatt Rede und Antwort. Wie kommt man als geborene Allgäuerin zur amerikanischen Black Music? Ist ihre Stimme dafür besonders geeignet?Tanja Diebold: Ja, diese dunkle Färbung war immer schon da. Dieses Soulige war mir sicher in die Wiege gelegt. Das habe ich selber entdeckt. Einmal habe ich in einer Kirche in Immenstadt bei einer Hochzeit gesungen. Da war Oh Happy Day gewünscht. Auch der Blues hat mich unwahrscheinlich berührt. Haben Sie eine Gesangsausbildung?Tanja Diebold: Ja, klassischer Gesang. Aber es hat mich einfach nicht inspiriert, diese Dinge zu singen. Das hat mir mehr für die Atemtechnik gebracht, also die Luft besser einteilen zu können, aber nicht so sehr für meine Stimme. Ich finde es sehr schade, dass es im Allgäu niemanden gibt, der Jazzgesang unterrichtet. Welche Musikrichtung liegt Ihnen besonders am Herzen?Tanja Diebold: Die Soulmusik macht mir am meisten Freude. Das ist eine rhythmische Musik, mir gefällt der Groove. Gospel, Jazz und Soul sind artverwandt. Ich finde es wahnsinnig, wie die Leute früher in der Unterdrückung diese Spirituals gesungen haben in der Hoffnung auf Erlösung. Das hört man in den Texten dieser Klagelieder. Gospel ist eine mitreißende Musik. Sie arbeiten in einem Feinkostgeschäft. Ist die Musik nur ein Hobby?Tanja Diebold: Das Feinkostgeschäft habe ich vor sechs Jahren in Sonthofen eröffnet. Damals war der Schwerpunkt das Geschäft.
Die Musik lief nebenher. Mittlerweile nimmt die Musik einen sehr großen Teil in meinem Leben ein. Das Schöne ist, dass meine Mama mich im Laden vertritt, wenn ich weg bin. So kann ich der Musik immer mehr nachkommen und sie fast schon halbtags betreiben. Sie stehen ein- bis zweimal pro Woche auf der Bühne. Hat man da noch Lampenfieber?Tanja Diebold: Ja, natürlich. Wenn die Leute still sind, sitzen und zuhören ist das Kribbeln noch viel stärker. Da ist die Aufmerksamkeit größer. Aber das Kribbeln muss sein. Sonst kann man gar nicht 100 Prozent oder noch mehr geben. Musik ist Leidenschaft. Es sind eigene große Gefühle, die von der Bühne auf die Leute überspringen. Die Menschen sind unheimlich sensibel. Mit Tanja Diebold & Friends kann man Sie heute in der Kulturwerkstatt Sonthofen hören. Was erwartet den Konzertbesucher?Tanja Diebold: Eine Mischung aus Jazz-Standards, tollen Soul-Nummern und schönen Blues-Balladen. You make me feel like a natural Woman von Aretha Franklin oder You?ve got a Friend von Carole King. Auch bekannte Stücke zum Mitmachen. Dabei sein wird Michael Hanel am Klavier. Außerdem Pit Gogl und Paul Alan Gee am Bass. Momentan sind wir nur vier. Ich bin am Überlegen, ob ich noch einen Bläser auftreibe, der ein tolles Solo machen könnte. Gibt es noch musikalische Träume? Was haben Sie sich fürs Neue Jahr vorgenommen?Tanja Diebold: Der nächste Schritt ist eine CD-Aufnahme mit diesen Live-Musikern. Immer mehr Konzertbesucher fragen danach. Ich möchte das Programm erweitern. Ich brauche eigene Stücke und eine Pressemappe. Ich möchte gerne mit einer Agentur zusammenarbeiten. Auf dem Jazzfrühling würde ich ganz gerne einmal spielen oder ein Sommerkonzert geben auf einer Wiese oder an einem See für viele Menschen, die einfach nur sitzen und zuhören in einer lauschigen Nacht. Wie Barbra Streisand in einem Pavillon mit Orchester um sich herum. Das wäre mal eine Schau!