Von Veronika Krull Oberstaufen/Oberallgäu Als Sina ihr schönstes Lächeln aufsetzte, fiel Silvia Schaumann ein mittlerer Stein vom Herzen, und sie wusste: 'Das geht klar.' Denn ihre sechsmonatige Tochter befand sich gerade in der 'Fremdelphase' und akzeptierte längst nicht jedes neue Gesicht. Doch mit Brigitte Wegscheider, die als Familienpflegerin einige Wochen bei den Schaumanns aushalf, war die Kleine sofort einverstanden. So wie ihre knapp dreijährige Schwester Eileen. Silvia Schaumann musste sich nach einer Bandscheibenoperation schonen: Sie durfte weder etwas heben noch kopfüber Arbeiten verrichten. So waren der 32-Jährigen die Hände gebunden, wenn sie ihre jüngste Tochter aus dem Bettchen holen oder Eileen auf dem Spielplatz in die Schaukel setzen wollte. Während ihres Krankenhausaufenthalts und der anschließenden Reha hatte sich Ehemann Roland um die Familie gekümmert: Er nahm vier Wochen unbezahlten Urlaub. Doch schon während der Reha hatte sich das Ehepaar den Kopf zerbrochen, wie es danach weitergehen sollte. Silvias Mutter wohnt bei Duisburg, die Geschwister sind alle berufstätig, die Schwiegermutter hat selber einen Haushalt zu versorgen. Da kam Silvia die rettende Idee, eine Familienpflegerin zu engagieren - natürlich in Absprache mit ihrer Krankenkasse. Und sie telefonierte mit Andrea Steiger, der Einsatzleiterin der Familienpflegestation Oberallgäu (Sitz Blaichach). Zum 1.
Oktober vergangenen Jahres wurden die drei Familienpflegestationen des Katholischen Frauenbundes in Immenstadt, Oberstdorf und Sonthofen im Familienpflegewerk Oberallgäu zusammengefasst. Andrea Steiger koordiniert dort - ehrenamtlich - die Einsätze der drei Familienpflegerinnen, die alle vollzeitbeschäftigt sind. Im vergangenen Jahr haben sie in über 4600 Stunden 379 Menschen betreut, 163 davon waren Kinder. Zum Team gehört Brigitte Wegscheider aus Oy. Die 39-jährige hauswirtschaftliche Betriebsleiterin arbeitet seit 1998 als Familienpflegerin und hat inzwischen schon 'ein paar hundert' Familien begleitet. Mal nur ein paar Tage lang, manchmal mehrere Wochen. Bisweilen arbeitet sie auch am Wochenende oder übernachtet in der Familie: Etwa wenn eine alleinerziehende Mutter auf Kur ist. Die Arbeit macht ihr Spaß. Besonders gern ist sie mit Kindern zusammen, hilft den größeren bei den Hausaufgaben, geht mit den kleineren auf den Spielplatz. Auch während des Einsatzes bei Familie Schaumann beruhte das auf Gegenseitigkeit: Eileen, die mit Brigitte gerne Bauklötzle stapelte, sagte ganz ernsthaft: 'Das ist schön, dass die Frau Wegscheider da ist.' Natürlich kümmerte sich die 'Mutter auf Zeit' auch um den Haushalt: Sie kaufte ein, kochte und machte sauber. Silvia Schaumann war froh über die Hilfe, auch wenn es ihr nicht leicht fiel, Brigitte etwa beim Bügeln zuzusehen. 'Lieber', lachte sie, 'gehe ich mit ihr und den Kindern spazieren.'i Familien, in denen die Mutter vorübergehend ausfällt, können sich an die Familienpflegewerke im Oberallgäu Telefon (08321) 72 37 70 oder in Kempten wenden, Telefon (0831) 1 86 00.