Von unserem Redaktionsmitglied Benjamin Schwärzler, Wangen - Die Entschuldigung von Felix Magath kam in weiser Voraussicht bereits vor dem Anpfiff: 'Es ist gestern etwas länger gegangen. Nicht alle Spieler sind wirklich ausgeschlafen', verkündete der Trainer des FC Bayern München den 8500 Zuschauern im ausverkauften Allgäu-Stadion in Wangen. Schließlich hatten die Münchner am Samstag auf dem Marienplatz ausgiebig ihren 19. Meistertitel gefeiert, ehe sie in die Nachtclubs der Landeshauptstadt gezogen sind. Das war auch der Grund, weshalb das Testspiel beim FC Wangen für bundesweite Schlagzeilen gesorgt hatte. 'Eine merkwürdige Entscheidung', urteilte Kapitän Oliver Kahn über die Ansetzung am Pfingstsonntag. Von einem angeblichen Hauskrach indes wollte Manager Uli Hoeneß nichts wissen. 'Ein Profi, der feiert, muss auch seinen Dienst ordentlich verrichten', sagte er auf der Pressekonferenz in Wangen.
Oliver Kahn verhindert Rückstand Und gefeiert haben sie mit Sicherheit ordentlich. Anders lässt sich die müde erste Halbzeit der Bayern beim 6:2 (2:1) gegen FC Wangen nicht erklären. 'Wir sind nicht wie erhofft ins Spiel gekommen. Oliver Kahn hat uns zum Glück vor einem Rückstand bewahrt', musste Magath hinterher zugeben. Obwohl bis auf Michael Ballack (Bindehautentzündung) in Bestbesetzung angereist, quälte sich der FC Bayern bei sommerlichen Temperaturen durch die ersten 45 Minuten. Keine raffinierten Angriffe, keine Kunststückchen, keine Kombinationen. Stattdessen gingen die Profis wo es ging Zweikämpfen aus dem Weg, schlugen lange Bälle in die Sturmspitze und ließen den Offensivkräften des Fünftligisten ungeahnte Freiheiten. 'Der FC Wangen war der erwartet schwere Gegner.' Das Fazit von Trainer Magath zum Auftritt seiner Startelf grenzte dabei schon fast an Galgenhumor. Bereits das Aufwärmen machte deutlich, dass mehr als 'Dienst nach Vorschrift' nicht drin sein sollte. Hier ein wenig Andehnen, dort ein wenig Ballgeschiebe - so richtig ernst wollten die verschlafen wirkenden Profis die anstehende Aufgabe nicht nehmen. Ein Großteil der Fans hatte das spätestens beim Betrachten der Fernsehbilder von der Meisterfeier wohl auch erwartet. So richtig enttäuscht waren nur die wenigstens - jedes gelungene Bayern-Aktion wurde frenetisch beklatscht und bejubelt. Dass die Meisterschale nicht nach Wangen mitgebracht wurde - geschenkt. Unterhaltsam wurde die erste Halbzeit vor allem durch den keck aufspielenden Fünftligisten, der sich bis zur Pause ein Eckenverhältnis von 7:1 und zahlreiche Torchancen erspielte. Oliver Kahn musste gegen das Sturmtrio Christian Braun, Nito Ferreiro und Thomas Schwägele ein ums andere Mal sein ganzes Können aufbieten musste. 'So viele Torchancen haben wir in der Verbandsliga selten', erklärte Wangens Trainer Fredy Huckenbeck, dessen Mannschaft tags zuvor den Klassenerhalt gesichert hatte. Den Bayern hingegen genügten vier Torschüsse, um eine schmeichelhaftes 2:1-Pausenführung. Dass es doch noch das erwartete Schützenfest gab, dafür sorgte die 'A-Mannschaft' (Magath), die der Bayern-Trainer nach der Pause aufs Feld schickte. Zumindest die eingewechselten Nationalspieler schienen den Kater vom Vorabend überwunden zu haben und zeigten in Person von Sebastian Deisler, Bastian Schweinsteiger und Roque Santa Cruz neben sehenswerten Treffern endlich auch die erhofften Kabinettstückchen. 'Für uns war das Spiel genau richtig zum Auslaufen nach der gestrigen Feier', befand Magath nach dem Abpfiff. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.