Eigentlich hatte sich Jürgen Wild mit ein paar Freunden bei der Nacht der Lichter verabredet. Aber das Treffen kam nie zustande. Der 34-Jährige war am 11. Dezember 2009 gerade auf dem Weg zur Innenstadt, als er gegen 18.15 Uhr beim Zebrastreifen in der Bahnhofstraße von einem Auto erfasst wurde (wir berichteten). Dabei zog er sich zahlreiche Verletzungen zu. Unter anderem wurden das rechte Schienbein und der linke Ellbogen zertrümmert. Außerdem erlitt er eine Gehirnerschütterung und einige Rippenanbrüche. Nach insgesamt sechs Operationen und einem Monat Krankenhausaufenthalt, bei dem er sich zum Schluss auch noch den Norovirus eingefangen hat, ist der leidenschaftliche Motorradfahrer jetzt wieder zu Hause.
"Am meisten ärgert mich, dass ich an die Wohnung gefesselt bin", sagt Jürgen Wild. Derzeit darf er weder den Arm noch das Bein belasten und sitzt im Rollstuhl.
Die Zeit vertreibt er sich hauptsächlich am Computer und mit DVD. Dreimal in der Woche kommt momentan ein Ergotherapeut zur Krankengymnastik. Anfang Februar geht es zur Reha nach Bad Wörishofen. "Ich hoffe, dass ich danach wieder arbeiten kann. Und für den Sommer sind schon Touren mit dem Motorrad geplant", blickt Wild optimistisch in die Zukunft. Bis dahin will er die Lähmungserscheinungen im Bein und die Beweglichkeit des Ellbogens aber noch in den Griff bekommen.
An den Unfall kann sich der gebürtige Buchloer zum Teil gut erinnern. "Ich weiß noch, dass ich kurz bevor ich die andere Straßenseite erreicht habe, erfasst wurde", erzählt der Angestellte, der in München arbeitet. Ein Zeuge habe ihm dann eine Decke gebracht, als er auf der Straße lag. Nach umfangreichen Untersuchungen im Klinikum Kaufbeuren wurde Jürgen Wild noch in der Nacht etwa fünf Stunden am rechten Arm operiert. Das Bein kam erst ein paar Tage später dran, weil es sehr geschwollen war. Sowohl das Schienbein als auch der Ellbogen wurden mit Platten und Schrauben stabilisiert. Das Material soll in einem beziehungsweise eineinhalb Jahren wieder entfernt werden. Der 34-Jährige hatte sich vor dem Unfall schon öfter Frakturen zugezogen - beispielsweise beim Skifahren oder bei einem Sturz im Winter 2008.
"Das sind jetzt meine Brüche sieben und acht", erzählt er. Allerdings war bisher immer nur ein Körperteil (wie Zeh, Sprunggelenk, Schienbein, Wirbel) betroffen, sodass er sich zumindest mit Krücken bewegen konnte. Das geht diesmal nicht. Seine Mutter Margarita sieht täglich nach dem Rechten und bringt das Mittagessen mit. "Ansonsten versorgt er sich selbst", lobt sie. An die Nacht der Lichter kann sie sich noch gut erinnern. Sie sei telefonisch informiert worden. "Als ich in die Bahnhofstraße kam, lag Jürgen schon im Krankenwagen." Dann habe sie sich erst einmal einen Chauffeur besorgt, der sie nach Kaufbeuren bringt: "Ich war Unfälle ja schon gewohnt, aber das war einfach zu viel für mich."
Besuch bekam Jürgen Wild im Klinikum nicht nur von Verwandten und Freunden. Auch der Autofahrer, der bei dem Unfall einen Schock erlitten hatte, besuchte ihn bereits zwei Tage später im Krankenhaus und erkundigte sich nach Wilds Befinden. Der 34-Jährige ist dem 25-Jährigen nicht böse: "Das würde auch nichts mehr an der Situation ändern. So etwas kann jedem passieren."
Der Buchloer hofft, dass in Zukunft bei der Nacht der Lichter oder der Langen Sommernacht die Bahnhofstraße für den Autoverkehr gesperrt wird. "Bei diesen Veranstaltungen sind ja auch immer viele Kinder unterwegs. Beim Stadtfest geht das ja auch."