Sontheim (kold). Der Moskauer Oberbürgermeister lässt sich den Allgäuer Käse schmecken. Ob er denn ein paar Stückchen davon mitnehmen dürfte, lässt er seinen Übersetzer fragen. Die umstehenden Herren nicken beflissen, und der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller lächelt erfreut. Dass Juri Luschkow die Appetithäppchen mag, ist ein gutes Zeichen: Wer Käse mag, braucht Milch. Wer Milch braucht, kauft Kühe. Und genau deshalb ist Juri Luschkow da.
Juri Luschkow mag Bayern, sagt er: Er schätzt die 'hervorragende Qualität der Rinder', geht in München gern beim Haxenbauer essen und schickt seine Familie derweil zum Klamotten-Kauf. 'Meine Kinder sind wahrscheinlich die besten Käufer dort', sagt er. Seine Begleiter grinsen vielsagend: Jelena Baturina, Luschkows Ehefrau, gilt als reichste Frau Russlands. Auch Luschkow selbst knausert auf seinen Touren nicht. 4400 Zuchtrinder haben die bayerischen Bauern allein im vergangenen Jahr nach Russland verkauft. Weitere 1500 orderte der Moskauer Oberbürgermeister gestern bei seinem Besuch in Sontheim. Weil 'viele Kühe nicht nur viel Milch produzieren, sondern auch viel Dung', ließ sich der 72-Jährige auch eine Biogasanlage in Kirchheim zeigen.
'Das schafft bei uns Arbeitsplätze', freut sich Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller, der Luschkow auf seinem Besuch begleitet. Allein von 2000 bis 2007 ist das bayerisch-russische Handelsvolumen um das 3,5-fache gestiegen - auf 8,5 Milliarden Euro.
Während Luschkow durch den Kuhstall stiefelt, besucht seine Frau, die Herrin des Bauimperiums Inteko, die Expo Real in München. Auch sie mag Bayern, aber noch viel lieber mag sie Österreich - die Russin hat dort ein Ferienhaus und einen Golfplatz gekauft.
Sogar, wenn es um medizinische Hilfe geht, fliegt die Familie aus Russland: Vor ein paar Jahren, erzählt Luschkow, 'habe ich einmal einen Tennisball aufs Auge bekommen'. Um sein Augenlicht zu retten, entschied er sich für einen Operationssaal in Regensburg. 'Und ich sehe heute noch wunderbar.'