Über neue Ansätze in der Wettbewerbspolitik diskutiert haben jetzt Professoren und andere Experten aus Deutschland und der Schweiz beim 39. Wirtschaftswissenschaftlichen Seminar in der Ottobeurer Benediktinerabtei. Dabei wurde vor allem eines deutlich: Juristen und Ökonomen haben in Sachen Kartelle und Monopole recht unterschiedliche Standpunkte.
Laut Seminarleiter Professor Dr. Hans Jürgen Ramser von der Universität Konstanz beurteilt ein Jurist die Frage, ob ein Unternehmen seine Marktposition missbraucht, nur nach der Größe des Unternehmens und dessen Marktanteil. "Eine Monopolstellung wäre demnach von vorneherein schlecht", ergänzt Professor Dr. Karl Heinrich Oppenländer, der von 1976 bis 1999 Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München war.
Dagegen treten die Wirtschaftswissenschaftler dafür ein, bei der Beurteilung einer großen Fusion vor allem nach deren Auswirkungen zu fragen. Denn eine Monopolstellung könne durchaus auch Vorteile mit sich bringen. So wäre ein großer Konzern unter Umständen eher in der Lage, innovative Produkte zu kreieren als ein kleinerer Betrieb. Davon würden letztlich auch die Verbraucher profitieren.
"In den USA flexibler"
Wichtig sei in diesem Zusammenhang aber, dass der Markt, den der Monopolist bedient, grundsätzlich für alle offen sein muss. Dann genüge nämlich schon die Drohung eines möglichen Konkurrenten, in den Markt einzusteigen, damit der Monopolist seine Stellung nicht missbraucht beziehungsweise so gut er kann auf die Verbraucher-Interessen eingeht.
"In den USA ist man bei der Beurteilung von Monopolstellungen viel flexibler als in Europa", sagt Oppenländer und betont: "Mit Blick auf den Wettbewerb dürfen wir da nicht länger hinterherhinken." Zudem bestehe die Gefahr, dass große Firmen ihren Sitz einfach ins Ausland verlegen.