Nach wochenlangen Verhandlungen ist es jetzt Fakt: Seit März ist die Produktion in der Molkerei Wiedergeltingen stillgelegt. Die Genossenschaft ist nun Mitglied bei der Allgäuland Käsereien GmbH und liefert die Milch nach Bad Wörishofen. Mit einer erweiterten Produktpalette geöffnet bleibt in Wiedergeltingen weiterhin der Käseladen.
Sichtlich betroffen von den schwerwiegenden Ereignissen und Verhandlungen der vergangenen Monate gab der Vorsitzende der Molkereigenossenschaft Arnold Jaser seinen letzten Geschäftsbericht zu einem aktiven Jahr vor Bäuerinnen und Landwirten im Gasthaus "Zur Krone" in Weicht ab.
"Hausaufgaben gemacht"
Zunächst blickte Jaser auf die zahlreichen und dringend notwendigen Renovierungsarbeiten für die benötigte EU-Zulassung an dem Molkerei-Gebäude seit seinem Amtsantritt 2005 zurück. Neben einer äußerlichen Gebäudesanierung sei der Verkaufsladen neu gestaltet und umgebaut worden. Viele dringliche Hygiene-Maßnahmen wurden umgesetzt.
Unter anderem wurden neue Böden verlegt, Deckenverkleidungen angebracht, neue Milcherhitzer installiert, Umkleidekabinen neu angeordnet, um Hygieneschleusen zu erreichen. Außerdem sei im vergangenen Jahr noch die komplette Annahme automatisiert worden. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, um den Betrieb auch in Zukunft weiter zu führen", erklärte Jaser. Doch im Jahr 2008 hätten sich die Ereignisse überschlagen.
Milchpreis von knapp 20 Cent
"Unter anderem durch hohe Produktpreise ging der Absatz verloren und die Märkte brachen ein, auch der Milchstreik Ende Mai brachte weitere Verschiebungen auf dem Markt", sagte Jaser und ergänzte: "Vorgänge im Betrieb kann man beeinflussen oder gegensteuern. Aber gegen äußere Einflüsse ist man machtlos.
" Bei einem Schnittkäsepreis im freien Fall habe man letztlich im Februar nur noch ein Milchpreis von knapp 20 Cent erwirtschaften können. Da auf dem Markt kurz oder mittelfristig keine Besserung erwartet werden konnte, habe sich der Vorstand und Aufsichtsrat zum Handeln verpflichtet gesehen und sei auf die Suche nach einem neuen Milchabnehmer gegangen. "Die Entscheidung fiel auf Allgäuland", berichtete Jaser.
Prokurist Marcel Mohsmann stellte das genossenschaftliche Unternehmen Allgäuland Käserei vor. Die Milchverarbeitung betrage, gemeinsam mit verschiedenen Beteiligungs-Gesellschaften, jährlich rund 600 Millionen Kilogramm mit einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro.
In Bad Wörishofen werden rund 200 Millionen Kilogramm Milch in zwei Schichten verarbeitet. Unter der Dachmarke Allgäuland würden Käseprodukte national und international sowie Frischeprodukte regional vertrieben, so Mohsmann.