Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Möbelgigant für Handel eine Katastrophe

Allgäu

Möbelgigant für Handel eine Katastrophe

    • |
    • |

    Oberallgäu/Kempten (ell/buc)Mit Sorge reagieren Möbelhändler im Oberallgäu auf die Pläne der deutsch-österreichischen Firmengruppe Lutz-Neubert, in Kempten ein großes Möbelhaus zu errichten. Der Stadtrat der Allgäu-Metropole will noch heuer darüber entscheiden, ob sich der Möbelriese mit rund 30000 Quadratmetern Verkaufsfläche ansiedeln darf. Oberallgäuer Geschäftsleute befürchten ein Ausbluten des Handels in den Innenstädten. Das ist Arbeitsplatzvernichtung, nicht Schaffung, bangt Prokurist Bernd Tuchel (Möbelschau Waltenhofen) um die Existenz bestehender Möbelhäuser. Seit knapp drei Jahren ist Neubert-Geschäftsführer Rudolf Christa (Würzburg) in Verhandlungen mit der Stadt Kempten, um das 30 Millionen Euro schwere Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Spätestens Ende 2003, wenn ein Gutachten zu den Konsequenzen einer Ansiedlung von Lutz-Neubert vorliegen wird, will sich die Stadt entscheiden. Bauen, kündigte Christa an, werde das Unternehmen auf jeden Fall im Allgäu, es gebe schließlich Alternativen zum favorisierten Standort Kempten. Einem raschen Ja der Stadt stand und steht die Frage im Weg, wie sich das Randsortiment (15 bis 20 Prozent) des Möbelriesen auf den Einzelhandel vor Ort auswirken wird. Genau dieser Punkt beunruhigt auch die Einzelhändler im Oberallgäu. So sind sich die Geschäftsführer mehrerer Möbelhäuser im südlichen Landkreis darin einig, dass nicht nur sie selbst unter der gigantischen Konkurrenz in Kempten leiden würden. Auch vielen kleinen Fachgeschäften in den Oberallgäuer Orten wird der Möbelriese mit dem Randsortiment Kunden wegnehmen, ist sich Wolfgang Klaus, Inhaber des Fischinger Möbelhauses Klaus mit Schreinerei, sicher. Wenn sich Kemptens Stadtrat von dem Arbeitsplatz-Argument beeindrucken lässt, sollte er eines bedenken: Der Möbelgigant kostet mehr Arbeitsplätze für Fachkräfte als er Arbeitsplätze für Nicht-Ausgebildete schafft, meint Klaus.

    Für seinen eigenen Betrieb sieht er nicht ganz so schwarz: Ich habe mich in den letzten Jahren schon auf die Schreinerei konzentriert. Es ist mein Service-Plus, dass ich auf individuelle Wünsche eingehen kann. Als einzige Katastrophe bezeichnet Bernd Tuchel, Prokurist der Möbelschau in Waltenhofen, die Neubert-Pläne. Ein großes Sterben der existierenden Möbelhäuser in Kempten, im Ober- und Unterallgäu wäre die Folge. Der Verbraucher habe einen Hang zu Großhandelsanbietern, weil er dort den Eindruck bekäme, große Auswahl zu kleinen Preisen zu haben laut Tuchel ein Trugschluss. Um seine Existenz macht sich Hubert Timmermann, Inhaber des Möbelhauses Lederle in Sonthofen, zwar keine Sorgen. Aber jubeln können wir auch nicht, wenn Neubert kommt, erwartet er einen noch schärferen Wettbewerb auf dem Markt. Weil Lederle seine Hausaufgaben gemacht habe, ein hochwertiges Sortiment und sehr gute individuelle Kundenbetreuung biete, werde sein Geschäft aber hoffentlich nicht zu denjenigen gehören, die auf der Strecke bleiben.Ähnlich beurteilt Horst Engel, Geschäftsführer des Immenstädter Möbelhauses Schuster, die Auswirkungen der drohenden Konkurrenz. Einerseits sind seiner Ansicht nach Umsatzeinbußen zu erwarten, wenn Lutz-Neubert kommt. Andererseits hofft er, sich auf einer Verkaufsfläche von 2000 Quadratmeter mit noch mehr qualifiziertem Service und Beratung am Markt behaupten zu können. Auch längere Öffnungszeiten könnten in diesem Zusammenhang ein Thema werden. Die Meinung von Kemptener Stadträten aller Fraktionen, dass ein großes Möbelhaus in Kempten noch fehlt, dürfte die Ängste der Oberallgäuer nicht abbauen helfen. Wenn der sowieso ins Allgäu will, ist es nicht sinnvoll, wenn Kempten Nein sagt und es kommt für diesen Magneten ein anderer Standort zum Zug, äußerte zum Beispiel die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Sibylle Knott.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden