Das vergangene Jahr war mehr als turbulent - und die Prognosen, wie es für die Bauern der Region in den nächsten zwölf Monaten weiter geht, sind mehr als schwierig. Nach Milchstreik und der Achterbahnfahrt der Milchpreise, dem vorübergehenden Exportstopp für Kälber wegen der Blauzungenkrankheit und der Erhöhung der Milchquote wagen selbst Fachleute keine konkreten Aussagen über das kommende Wirtschaftsjahr: "Verlassen kann man sich letztlich nur auf die eigene Leistung im Betrieb", betonte Landwirtschaftsdirektor Ludwig Mößmer bei der Jahresversammlung der Bezirkszuchtgenossenschaft Kaufbeuren in Ketterschwang.
Damit die Leistung im Betrieb auch stimmt, setzen immer mehr Milchbauern auf modernste Technik: So stieg nach Angaben des BZG-Geschäftsführers Remigius Erhardt (Amt für Landwirtschaft) die Zahl der Förderanträge für Stallneubauten und Modernisierungen im vergangenen Jahr auf 98 Stück. Nicht nur für Erhardt ein Signal, dass die Jungbauern auf eine Zukunft der Milchwirtschaft setzen. Wie viele der Neubauten gleich mit Melkrobotern ausgestattet werden, sagte Erhardt zwar nicht, doch die vollautomatischen Melkmaschinen sind im Kommen: 45 Stück laufen bereits im Bereich der BZG.
Mit der Erhöhung der Milchquote haben unsere Milchbauern nach Auffassung von Adolf Schmid, dem Vorsitzenden der BZG Kaufbeuren einen "herben Rückschlag" erlitten. "Wer die Menge kontrolliert, der kontrolliert auch den Preis" - und der geht mit jedem zu viel produzierten Liter weiter in den Keller, befürchtet Schmid. Auch die Landtagsabgeordnete Angelika Schorer ist von der gefundenen Lösung nicht begeistert, versprach aber immerhin, sich bei den Haushaltsverhandlungen dafür einzusetzen, "dass bei der Landwirtschaft nicht eingespart wird".
Gen-Hitparade der besten Stiere
Noch verlassen sich die Mitglieder der Züchtervereinigung bei der Auswahl der geeigneten Deck-Stiere auf den "Bullen-Pool", in dem die Hochleistungs-Stiere zusammengefasst sind. Die Zukunft der Zuchtauswahl heißt aber Genomic-Selection - ein Verfahren, bei dem per Gen-Analyse eine exakte Rangliste der allerbesten Tiere entstehen soll. Ob die Gen-Hitparade das Nord-Süd-Gefälle bei der durchschnittlichen Milchleistung der Kühe umdrehen kann, ist allerdings fraglich: Dass die Kühe mehr Milch geben, je weiter nördlich der Hof liegt, hängt eher mit einem erhöhten Kraftfutter-Einsatz zusammen, vermutet Mößmer.

Arbeitsunfall bei Besamung
800-Kilo-Stier drückt Bauer gegen Stallwand
Spitzenkühe, die in unserer Gegend trotzdem mehr als 10000 Liter Milch im Jahr geben, sind rar. Der Kaltentaler Georg Fichtl hat so ein Exemplar im Stall stehen - und wurde dafür zusammen mit elf weiteren Turbokuh-Besitzern (Milchleistungen von 9000 bis 9700 Liter im Jahr) ausgezeichnet. Urkunden und Plaketten erhielten auch zwölf Landwirte für die bisherige Lebensleistung ihrer besten Milchkühe (siehe Foto). Fachreferate von Hermann Zuchtriegel von der Besamungsstation Greifenberg, dem Jungzüchter Markus Ostenried aus Leinau und aktuelle Infos aus der Tiermedizin von Amtstierarzt Dr. Franz Götz rundeten die gut besuchte Versammlung im Gasthaus Brehm ab.