Er hat Anhänger in Alaska und Südamerika, Fanclubs in Lindau und der Schweiz. 20 Jahre "Allgäuer Frühschoppen" auf RSA machten Radiomoderator Werner Schlehuber sozusagen weltweit - via Internetradio - zu einer Institution. Heute wird der beliebte Dialektplauderer 70 Jahre alt; vergangenen Sonntag führte er letztmals durch seine zweistündige Vormittagssendung. "Jetzt muss einmal Ruhe sein", meint der Ostrachtaler, der seine Aufgabe an Gabriele Krips, Kurhaus-Chefin in Bad Hindelang, abgab. War bisher jedes Wochenende verplant, freut er sich nun auf mehr Zeit für Hobbys wie Bergwandern, Ski- und Motorradfahren.
Der Jubilar stammt aus Vorderhindelang und wurde nach der Schule Automechaniker. Denn sein Vater besaß eine Brauereiniederlage und fünf Lastwagen. Schlehuber: "Einer musste da was von Autos verstehen." Doch seine zweite Leidenschaft galt schon früh der Musik. Unterstützung erfuhr er von Mutter Centa, eifrige Akteurin im Hindelanger Bauerntheater. Werner Schlehuber lernte mit sechs Jahren Klavier, sattelte aber rund sieben Jahre später aufs Akkordeon um, denn das konnte er überall mitnehmen. Bereits mit 15 spielte er im Trio "Die Sonnis".
1965 übernahm er mit Ehefrau Angelika die schwiegerelterliche Pension in Oberjoch und erfreute abends Gäste in der Hotelbar als Mitglied des "Oberallgäu-Trios". Nach dem tödlichen Unfall der Tochter zog das Ehepaar wieder ins Tal, Schlehuber war als Bergführer im Tannheimer Tal und in Oberjoch tätig, moderierte Heimatabende.
Da meldete sich 1988 Radio RSA: Gesucht war ein Moderator für ein Wunschkonzert. 14 Bewerber gabs, Schlehuber gewann das "Casting" - wegen seines einwandfreien Dialekts und seiner lockeren Art.
Ein Jahr später übernahm der Radiomoderator den "Frühschoppen". Er spielte Volksmusik, erzählte Witze und Gschichtle, unterhielt sich mit prominenten Gästen: Edmund Stoiber saß bei ihm im Studio, Reinhold Messner, Renate Schmidt. Er interviewte die "Schürzenjäger" ebenso wie die "Kastelruther Spatzen". Und seine Sendung kam an. Seit mindestens 15 Jahren habe er die höchste Einschaltquote in Bayern (bezogen auf das Sendegebiet), ist Schlehuber stolz. Mindestens ebenso stolz ist er auf sein Durchhaltevermögen: Er sei keinen einzigen Tag krank gewesen. Aufzeichnungen - in seinem professionell ausgestatteten Heimstudio mit 34000 Volksmusiktiteln - gab es allenfalls, wenn er einmal im Jahr in Urlaub ging.
Bekannt wurde Schlehuber auch durch zahlreiche Live-Moderationen bei großen Veranstaltungen des Allgäusenders, ob daheim, auf der Musikmesse in Friedrichshafen oder der "Grünen Woche" in Berlin. Auf Wunsch, sagt der Radiomann, werde er auch weiter durch Heimat- und Musikabende führen. Und er lehnt sich entspannt lächelnd in seinen Bürosessel zurück - aufmerksam beäugt von Katze "Butzi", dem langjährigen "Studiopartner".