Altusried-Frauenzell | mr | Mit den Sorgen und Ängsten vor einem Mobilfunkmast, der womöglich bei Gschnaidt aufgestellt werden soll, wurde Bürgermeister Heribert Kammel bei der jüngsten Bürgerversammlung in Frauenzell konfrontiert.
Weil Ende 2007 in Luttolsberg zwei Vodafone-Antennen abgeschaltet wurden, ist das Handy-Problem für Frauenzell, Muthmannshofen und Kimratshofen entstanden, die Ortsteile sind zum großen Teil per Handy nicht erreichbar. In den Reihen der 160 Besucher in der Festhalle gab es viele Vorbehalte gegenüber den Sendern der Mobilfunktechnik. In erster Linie wurden die gesundheitlichen Gefahren betont - von Blutdruckentgleisungen, Krebs bis hin zum Schlaganfall. Auch die Zusicherung des Rathauschefs, das Umweltinstitut München ins Boot zu holen, um "eine fachgerechte, für alle akzeptable Lösung zu finden", konnte die Bedenken nicht zerstreuen.
Durch den Handy-Streit habe die Harmonie der Dorfgemeinschaft in Frauenzell schon "ein paar Schrammen" bekommen, meinte ein Feuerwehrler. Denn es gebe Leute, die nur die Vorzüge des Mobilfunks im Auge hätten. Auch Bürgermeister Kammel war sich sicher, dass es in Frauenzell Bedarf für Handy-Empfang gebe.
"Kein Recht auf Mobilfunk"
Wie aber umsetzen? Die Einführung der "schonenden Salzburger Richtwerte" war ein Vorschlag. Markus Höbel von der "Bürgerinitiative Sendemastfreies Gschnaidt und Umgebung" will Verzicht: "Es gibt kein Recht auf Mobilfunk." Höbel forderte die Aufstellung einer Bauleitplanung, weil die Gemeinde sonst kaum ein Mitspracherecht gegenüber den Betreibern habe. Eine solche Bauleitplanung wollte Kammel nicht ausschließen, falls das Umweltinstitut dies für erforderlich halte.

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Ganz auf die Seite einer Mutter stellte sich der Rathauschef, als diese den Handygebrauch von Kindern oder in deren Umgebung für "sehr bedenklich" hielt.
Ärger über Telekom
Als weiteres "großes Problem" nannten die Bürger den fehlenden DSL-Anschluss vor allem in Frauenzell und Muthmannshofen. In diesem Punkt ärgerte sich Kammel über die Zögerlichkeit der Telekom, die aber immerhin vor einer Woche den Betrag ihrer "Anschluss-Finanzierungslücke" genannt habe: 430000 Euro. "Da ist wohl eine Null zu viel geschrieben worden", sagte CSU-Ortsvorsitzender Ludwig Koch, der am liebsten auf ein Konkurrenzunternehmen setzen würde. Bürgermeister Kammel sicherte zu, dass sich der Gemeinderat zeitnah mit dem Schreiben der Telekom befassen werde.
Voll des Lobes war der Rathauschef, als er die zahlreichen Eigenleistungen der Frauenzeller erwähnte: Ob Musikprobenraum, Feuerwehrhaus, Schützenheim oder die Erneuerung der Sanitäranlagen am "Bärenloch" (ein zum Baden genutzter Löschwasserteich) - die Gemeinde musste jeweils nur das Material bezahlen.
Der Rathauschef erinnerte an Investitionen in Frauenzell, an Straßensanierungen, Restkanalisierung und die Ortskerngestaltung im Rahmen der Flurbereinigung. Die für das Jahr voraussichtliche Altusrieder Pro-Kopf-Verschuldung von 1 405 Euro war einem Bürger zu viel.
Kammel bat darum, den "Gegenwert" zu sehen: "Hätte die Gemeinde seit 1972 nicht 125 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert, wären schon mehr Menschen etwa in Richtung Kempen abgewandert."