"Programmänderung", so stand es in dicken Lettern über der Kasse zu lesen, "bitte hier fragen". Eigentlich sollte die nordirisch-italienische Kultband "Them" zum Bluesfrühstück im Altbau in Irsee aufspielen. Doch zwei der vier Musiker konnten nicht. Schneechaos und eisige Kälte in Irland verhinderten ihren fix gebuchten Flug. Und ganz ohne Gitarrist und Drummer würden sich "Them" doch recht mager anhören. Also musste eine andere Band her. Die war durch einen Tipp in der lokalen Größe Mick Pini rasch gefunden.
Unterstützt von Uwe Jesdinsky am Bass und Markus Klopfer am Schlagzeug erklomm der Gitarrist und Sänger Mick Pini die Bühne. Das Unikum aus Ichenhausen legte sich - trotz wenig Schlaf in der Nacht zuvor - gerade bei seinen Gitarrensoli mächtig ins Zeug. Sanft streichelte er seine Fender Stratocaster bei "As the Years go passing by" und das Publikum schloss genießerisch die Augen. Dann wieder quälte er die Saiten bei scharf geschnittenen Soloausbrüchen. Erdige Rock-Nummern wechselten sich mit gefühlvollen Blues-Balladen ab. Zweimal entert der Irseer Engländer Martin Fowles die Bühne und ließ die Mundharmonika sprechen. Wohl aus Enttäuschung über "Thems" Absage reagierte das Publikum zunächst reserviert, man lauschte, spendete höflich Applaus.
Als kleines Trostpflaster für alle "Them"-Fans im Altbau stimmte Pini deren größten Hit "Gloria" an. Dieser wurde 1964 von Van Morrison geschrieben, der "Them" gründete.
Schließlich brach die raue Urkraft des Blues hervor: Mick Pini stieg zu "(Get your Kicks on) Route 66" in die Menge. Die Stimmung schnellte nach oben, es wurde geklatscht und sogar eine La-Ola-Welle schwappte durch den Raum. Zum Ende hin drehte Pini weiter auf. Jimi Hendrix schwerfälliges "Hey Joe" ging nahtlos in "Voodoo Chile" über.
Auf einen Nachholtermin mit "Them" warten viele Musikfreunde trotzdem. Christian Gögler