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Mit Witz den Alltag beschreiben

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    Fangemeinde von 'Mundart im Backhäusle' trifft sich zu Lustigem, Deftigem und Nachdenklichem Hergensweiler (bero). Mundart ist mehr als ein Stück Identität. Sie ist ein facettenreicher Schatz, dessen lokale Nuancen selbst Einheimische gerne entdecken. Bei der 'Mundart im Backhäusle' stießen deren Fans auch diesmal wieder auf Kostbarkeiten: Worte, die in der Hochsprache einen ganzen Satz füllen würden..

    Es ist eine eingeschworene Fangemeinde, die sich auf Einladung von Elke Arlt zwei Mal im Jahr im Backhäusle in Hergensweiler trifft. Man kennt einander, der Plauderton ist herzlich, der Raum versprüht rustikalen Charme. Die erste Mundartdichterin, Maria Morandell, feuerte eine Lachsalve nach der anderen ab. Vor allem die kleinen Absurditäten des Alltags nahm die Langenargenerin aufs Korn und kleidete sie in deftigen Humor. Etwa die Geschichte einer Frau, die ihre Nachbarin ein ganzes Jahr lang umgarnt hat, um ihr ihren besonders schönen Rhabarber abzuluchsen. Als sie diese endlich überredet, ihr ein Bündel davon zu schenken, erfährt sie das Geheimnis: Der Rhabarber wird jeden Tag mit dem Inhalt des 'Nachthafens' gedüngt. Doch es gab auch Nachdenkliches: Die Autorin sitzt auf dem Bänkle, hört Vögel, beobachtet Wolken, und überlegt sich, ob die Schnellen, die die 'Freiheit des Asphalts' genießen, diese Dinge auch wahrnehmen. 'Das ist meine Freiheit, das Bänkle vor dem Haus.' Veronika Hofer unternahm mit ihren Zuhörern einen geistreichen Ausflug in die Finessen des Lustenauer Dialekts. Einer Mundart, die nur wenige Meter außerhalb Lustenaus nicht mehr in allen Raffinessen verstanden wird. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Etwa beim Wort 'net'. Im übrigen Dialektraum rund um den Bodensee steht es für 'nicht'. In Lustenau für 'gerade'. Und wer kommt schon darauf, dass 'viellebetzgemol' 'oft' heißen könnte. Hofers Geschichten sprühten vor subtilem Erzählwitz. Etwa wenn die ganze Familie vor einem Fenster voller Eisblumen steht und der Vater die 'Vernissagerede' hält. Schmunzeln erntete sie mit dem Geständnis, nun Oma geworden zu sein. Natürlich ist ihr Enkelkind das 'allerliebscht und allerschönscht'. Selbst ihr Mann, der bei den eigenen Kindern nicht wusste, 'wo oben und unten ist', sei nun in der Lage, den Kinderwagen zu schieben. Gemeinsam würden sie als Oma und Opa dem Kind ihre selbst geschriebenen Kinderlieder vorsingen. Die Schilderung, welche witzigen Verunglimpfungen des Textes entstehen, weil ihr Mann sich den Wortlaut nie merken könne, sorgte für Lachsalven. Da blieb ihrem anwesenden Gatten nichts anders übrig als mitzulachen. Und anschließend gemeinsam mit seiner Frau und Kinderliedschreiberin im Duett den Beweis anzutreten, dass er ab und zu den Text eben doch noch beherrscht.

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