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"Mit Vollgas in die Hölle"

Stöttwang / München

"Mit Vollgas in die Hölle"

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    "Mit Vollgas in die Hölle"
    "Mit Vollgas in die Hölle" Foto: mathias wild

    William Nassau, "Sidecar-Willy" genannt, hatte genug von den inszenierten Motorradshows. Das "Enfant terrible" der amerikanischen Biker-Szene wollte wieder kernige Motorradveranstaltungen mit Rennen für jedermann. S

    o erfand er in einer Kneipe das Unimoto-Rennen, dessen Regeln auf einen Bierdeckel passen. "Die Maschinen haben nur ein Rad, und der Motor ist das tragende Teil. Da kann dann jeder basteln, wie er will", erklärt Georgio Buchs. Der Stöttwanger will bald sein erstes Unimoto-Rennen fahren. Mit den Rennen kehrte "Sidecar-Willy" zurück zu den Wurzeln des Sports: keine Reglementierung und Ordnung der Veranstaltung wie bei einem Staatsbesuch und auch keine Gängelung der Zuschauer. "Jeder kann teilnehmen, und es gibt keine Regeln", so Buchs. Bis auf den Bierdeckel: Demnach muss das Gefährt einen Notstopp und einen Motor haben, der mindestens fünf Jahre alt ist, darf nur ein Rad haben und höchstens 2,43 Meter Länge, erläutert Peter "Glatze" Mordstein von der Münchner Unimoto-Racingcrew.

    Damit das Vehikel fahrbar ist, können vorne und hinten Kufen oder Ähnliches montiert sein: Die vorderen heben beim Gasgeben ab, die hinteren stabilisieren das Gefährt. "Bremsen können, müssen aber nicht sein", ergänzt Buchs. Denn es geht um ein Beschleunigungsrennen über rund 30 Meter, bei dem je nach Kubikzahl bis über 70 Stundenkilometer erreicht werden.

    Buchs wollte heuer erstmals an einem Rennen teilnehmen, konnte aber keine passende Maschine vorbereiten. Obwohl der 46-jährige Maschinenbauer, der den Kaufbeurer Bauhof leitet, über einen kleinen Fuhrpark verfügt und versierter Schrauber ist. "Man braucht für Unimoto keinen Rennstall, sondern technische Veranlagung und Spaß am Außergewöhnlichen. Aber das ist natürlich auch ein größerer Sandkasten mit Spielen für Erwachsene", erzählt Buchs.

    Dabei versuchen jetzt einige Clubs, die skurrilen Rennen auf ein ernsthaftes Niveau zu heben: Inzwischen gibt es Landesverbände wie B.U.M.S. (Belgien) oder R.U.M.S. (Russland), und auch in Deutschland wurden bereits Rennen ausgetragen. Mordstein will möglichst bald einen deutschen Verband gründen. "Es gibt auch schon deutsche Meisterschaften und eine WM. Wir wollen deshalb möglichst bald einen Dachverband", erklärt er.

    Keine Angst vor Unfällen

    Unter dem will dann Buchs seinen ersten Start wagen. Außer dem Stöttwanger gibt es derzeit nur "Evis Schumpenteam", das in der Region Unimoto fährt. Angst vor Unfällen hat Buchs nicht, denn für die Balance zwischen Motorleistung und Gewicht ist er verantwortlich: Hat die Maschine zu wenig Kraft, hebt das Gefährt nicht ab, hat sie aber zu viel davon, schlingert sie auf einem Rad und den hinteren Kurven durch die Landschaft: "Es haut auch mal Leute runter, oder sie kommen von der Spur ab", weiß Buchs. Er plant seine Premiere mit einer Suzuki GSX 750. Motor und Rahmen sollen mit Schweißgerät, Flex und Alteisen zu einem Einrad umgebaut werden. "Dann geht es mit Vollgas in die Hölle", flachst Buchs.

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