Das Verkehrskonzept Westliche Innenstadt, Einkaufszentrum Theresienhof, die Umfahrung in Richtung Schwangau: steht im kommenden Jahr vor entscheidenden Weichenstellungen. Kein Wunder, dass Stadtbaumeister Theo Fröchtenicht eine "äußerst wichtige Phase" auf die Stadt zukommen sieht. Als Gast der Redaktion sprach der 55-jährige Architekt über künftige Projekte, das Selbstverständnis der Lechstadt und seine Rolle innerhalb der Stadtverwaltung.
Stadtbaumeister ist ein Amt, das in Füssen nicht gerade im Rampenlicht steht. Wieso eigentlich?
Fröchtenicht: Es ist ganz bewusst nicht mein Ziel, in der ersten Reihe zu stehen. Ich fühle mich viel eher als Visionär, der im Hintergrund Ideen entwickelt und Themen vorantreibt. Darüber will ich gar kein großes Aufheben machen. Was dann letztendlich in welcher Art umgesetzt wird, ist dem Bürgermeister, vor allem aber den demokratischen Beschlüssen im Stadtrat zu überlassen.
Füssen ist eine Stadt mit enormer Tradition, mit beeindruckender Geschichte. Und dennoch hat man das Gefühl, dass die Stadt in den vergangenen zehn, ja 20 Jahren sehr defensiv agiert hat.
Fröchtenicht: Es stimmt, dass Füssen seit der Gebietsreform einen Teil seiner Bedeutung als Mittelzentrum eingebüßt hat. Das lag wohl auch ein Stück weit an der schlechten Verkehrsanbindung. Aber das wird sich ja mit dem Lückenschluss der A7 ändern.

Alarm ausgelöst
Mann will im Lindaupark Getränk kaufen und löst großen Polizeieinsatz aus
Ein gutes Stichwort. Ist der Lückenschluss Chance oder Gefahr für die Stadt?
Fröchtenicht: Ich empfinde kein Unbehagen durch die bessere Anbindung, etwa an Kempten. Wir müssen allerdings Vorsorge treffen, dass die Stadtentwicklung bei uns in die richtige Richtung geht.
Beispielsweise durch das Einkaufszentrum Theresienhof?
Fröchtenicht: Unter anderem. Wir sind sehr stark interessiert an dem Vorhaben. Alle Fachleute sagen, dass für ein solches Zentrum Bedarf besteht in Füssen. Und sie sagen ebenfalls, dass der Handel in seiner Gesamtheit von einem solchen Angebot profitieren wird.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Fröchtenicht: Ziel der Stadt ist, dass bis Ostern alle entscheidenden Aspekte geklärt sind. Zudem sollte der Investor Farbe bekennen, welche Ziele er in puncto Branchenmix und Flächenaufteilung hat.
Welche Vorstellung hat da die Stadt? Und welche Mitsprachemöglichkeit hat sie?
Fröchtenicht: Wir gehen von einer Verkaufsfläche von rund 4000 Quadratmetern aus, davon sollen etwa 2000 auf den Textilbereich entfallen. Als weitere Segmente sind etwa Schuhe, Lebensmittel, Drogerieartikel und Gastronomie im Gespräch. Wichtig ist uns, dass dort keine Billiganbieter, sondern hochwertige Geschäfte Einzug halten. Über einen städtebaulichen Vertrag lässt sich hier auch ein Mitspracherecht für die Stadt verankern. Das gilt auch für Aspekte wie Anlieferung, Tiefgaragen-Zufahrt und die Anbindung an die Sebastianstraße.
In welchem Umfang muss sich die Stadt einbringen?
Fröchtenicht: Unser Beitrag wird die Verkehrsanbindung des Zentrums und die Anbindung an die Innenstadt sein.
Ins Verkehrskonzept Westliche Innenstadt ist frischer Wind gekommen - was sagen Sie zum aktuellen Vorschlag der kleineren Gruppierungen im Stadtrat?
Fröchtenicht: Ich habe großen Respekt davor, dass sie sich mit so viel Engagement einbringen. Letztendlich ist dieser Vorschlag in meinen Augen aber nicht der richtige Weg, da er nicht die Wirkung des großen Konzeptes erzielt, das ja durch Stadtratsbeschluss und Bürgerentscheid klar legitimiert ist. Der neue Vorschlag erreicht keine städtebauliche Entlastung, sondern verteilt den Verkehr in andere Bereiche - die grundlegenden Bremsen aber, wie etwa Ampeln und Zebrastreifen, bleiben bestehen.
Wie soll es nun weitergehen?
Fröchtenicht: Wir wollen nichts mit der Brechstange durchsetzen, sondern setzen auf eine vernünftige Lösung. Wobei festzuhalten ist, dass es für den Durchstich durch den Freyberg-Garten und die damit verbundene städtebauliche Gestaltung kurz vor der Wahl eine nahezu einvernehmliche Lösung mit dem Luitpoldpark-Hotel gab - damals waren nur noch wenige Details zu klären. Jetzt klingt es so, als hätte es diesen Beinah-Konsens nie gegeben, geradeso als hätte man nie verhandelt.
Bei diesem Thema wird immer wieder der Zeitdruck ins Spiel gebracht. Wie groß ist der tatsächlich?
Fröchtenicht: Fakt ist ganz klar: Je länger man das Ganze schleifen lässt, desto geringer sind die Zuschuss-Chancen. Und es wäre bitter, wenn man diese Gelegenheit ausließe, um die Stadt voranzubringen und zugleich Fördermittel zu erhalten. Denn eines steht für mich außer Frage: Solange dieses Problem nicht beseitigt ist, ist die weitere Entwicklung der Innenstadt erheblich beeinträchtigt.