Oberstaufen (wow). Für Musikfreunde ist es reizvoll, die Entwicklung eines Komponisten anhand seiner Früh- und Spätwerke zu verfolgen. Mit zwei Schubert-Abenden bot sich jetzt in der Schlossbergklinik Oberstaufen diese Gelegenheit. Kürzlich hatte Michael Endres die nur zwei Monate vor Franz Schuberts Tod entstandenen Klaviersonaten D 958 bis D 960 vorgestellt, nun luden der Violinist Florian Meierott und die Pianistin Iris Schmid beide Träger hoher Auszeichnungen zu einem Kammermusikabend ein. Vier Sonaten für Violine und Klavier (D 384, 385, 408 und 574), sämtlich Frühwerke des erst 19-jährigen Komponisten, standen auf dem Programm. Das Duo hatte mit diesen Sonaten Kompositionen ausgewählt, die beiden Künstlern die Gelegenheit boten, ihr souveränes Können zu präsentieren. Im Dialog der Instrumente wurden die schönen Themen abwechselnd von der Violine und dem Klavier vorgestellt, Melodieführung und Begleitung waren Aufgabe beider Musiker.
Virtuos, in temperamentvoller und aussagekräftiger Interpretation, glasklar strukturiert, erklangen im Kopfsatz der dreisätzigen Sonate D-Dur (D 384) die melodischen Expositionsthemen, der Seitensatz, die knappe sich auf das Hauptthema beschränkende Durchführung und die Reprise. Dreiteilig schlicht folgte das Andante, voller Lebensfreude und Überschwang das abschließende Allegro vivace. So wurde dieses Werk, beispielhaft auch für die drei folgenden viersätzigen Sonaten, zu einem besonderen Erlebnis für den sich ganz der schönen Musik hingebenden, wie auch den mehr analytisch veranlagten Hörer. Mit diesem Konzert in der Schlossbergklinik führte das Künstlerduo die Musikfreunde einige interessante Schritte durch die europäische Musikgeschichte, von der noch deutlich zu vernehmenden Wiener Klassik Mozarts bis zur frühen Romantik. Florian Meierott und Iris Schmid bedankten sich für den begeisterten Beifall mit einer reichen Zugabe. Zarter und singender Violinklang schwebte beim Air aus Johann Sebastian Bachs Ouvertüre Nr. 3, BWV 1068, durch den Raum, fasziniert lauschte das Auditorium abschließend dem mit atemberaubendem Temperament vorgetragenen Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms.