Von Sylvia Rustler |IllerbeurenEinen höheren Steuerbonus und reduzierte Mehrwertsteuersätze für Handwerkerleistungen hat Manfred Rudel, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Schwaben, gestern beim Handwerker-Frühschoppen in Illerbeuren gefordert. Über 100 Handwerksvertreter und Politiker kamen zu dem zwanglosen Meinungsaustausch in den Gromerhof, um unter dem Motto "Ozapft is für ihre Meinung" über das zu diskutieren, was den Handwerkern auf den Nägeln brennt.
Rudel hieß 30 Persönlichkeiten aus dem politischen Leben willkommen und begrüßte Landwirtschaftsminister Josef Miller, CSU-Fraktionsvorsitzenden Georg Schmid, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Schwabens neuen Regierungspräsidenten Karl Michael Scheufele und Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments. Daneben waren Unternehmer, Arbeitnehmer und Ehrenamtsträger aus dem Handwerk vertreten.
Rudel schickte dem zünftigen Frühschoppen politische Forderungen voraus. Zum Steuerbonus sagte er: "Wir brauchen hier dringend verbesserte Förderbedingungen, um die Belastung der Betriebe durch die Mehrwertsteuer-Erhöhung auszugleichen und die Schwarzarbeit einzudämmen."
Bisher liegt der Betrag, den Bürger für handwerkliche Leistungen von der Steuer absetzen können, laut HWK-Geschäftsführer Ulrich Wagner bei 600 Euro. Das sei zwar ein Anreiz, allerdings ein zu geringer. Um die Nachfrage nach legalen Handwerkerarbeiten anzukurbeln, fordere die Kammer deshalb eine Erhöhung auf 3000 Euro.
Ermäßigte Mehrwertsteuer
Außerdem soll die Konjunktur im Handwerk mit einer ermäßigten Mehrwertsteuer belebt werden. Die Europäische Union (EU) habe jetzt, so Rudel, eine Gesetzesinitiative gestartet, um in allen EU-Ländern den Weg für die Einführung reduzierter Sätze zu ebnen. "Hier fordern wir unsere schwäbischen Vertreter auf, ihre ablehnende Haltung aufzugeben und sich für die Einführung in Deutschland stark zu machen."
Die "Entlastung des Endverbrauchers" spielt laut Wagner eine große Rolle. So habe der Kunde unter anderem wegen steigender Energiepreise "weniger Geld im Geldbeutel" und sei durch die aktuelle Finanzkrise verunsichert. "Das macht uns große Sorgen."
Daneben, so Wagner, sei die unausgegorene Reform der Erbschaftssteuer für die Betriebe ein Problem. "Es ist belastend, wenn der Senior nicht aussteigen und der Junior nicht anfangen kann." Es bedürfe endlich einer klaren Regelung, die die Mehrheit "weitgehend von der Erbschaftssteuer freistellt". Denn die Steuer könne für kleinere Betriebe ein "K.O.-Kriterium" sein. Ferner beschäftige das Thema Fachkräftemangel die Kammer. Denn es sei mit einer "Lehrlingsknappheit" zu rechnen.
Landtagsabgeordnete Dr. Ingrid Fickler (CSU) hielt die Forderungen der Handwerker für gerechtfertigt. Minister Miller bezeichnete Schwaben mit einem Bevölkerungszuwachs von 15 Prozent in den vergangenen 20 Jahren und niedrigen Arbeitslosenzahlen als "Aufsteigerregion". Hinter diesem Erfolg steckten "in erster Linie" die Handwerksbetriebe.