Begräbnisverein Burgberg mischt auch aktiv im Dorfleben mit Schmuck für Laternen. Von Brigitte Horn Oberallgäu Geboren aus der bitteren Not der Zwanzigerjahre, fristen die meisten Oberallgäuer 'Begräbnisvereine' heute bloß noch ein mühsames, antiquiertes Dasein. Nicht so in Burgberg, wo mehr als zehn Prozent aller Bürger ein bisschen auf den Tod sparen und dabei großen Spaß am Leben haben. Denn hier ist der 'Begräbnisverein' beileibe nicht nur auf den letzten, traurigen Gang ausgerichtet, sondern mischt munter im Dorfleben mit. So bastelten die Mitglieder beispielsweise fleißig Oster- und Adventsschmuck für den Ort.
'Begräbnisvereine' haben in unseren Breitengraden Tradition, wiewohl viele von ihnen längst mangels Mitgliedern 'zur letzten Ruhe gebettet' werden mussten. Die Burgberger gründeten 1926 eine solche Selbsthilfe-Organisation und legten jeden Monat Pfennig-Beträge zurück, die sich schließlich zu einem stattlichen Betrag summierten. Oft versetzte erst diese angesparte Finanzspritze ihre Angehörigen später in die Lage, ihnen eine gebührende Bestattung auszurichten. Heute beträgt der Mitgliedsbeitrag pro Jahr 15 Euro. Und für jede Beerdigung zahlt der Verein mittlerweile 300 Euro aus.
Aber auch wenn Vorsitzender Hermann Ott seit Jahren immer wieder die Erfahrung macht, dass Angehörige verstorbener Mitglieder recht froh um diesen Beerdigungs-Beitrag sind, ist ihm das schiere Sterbegeld-Verwalten nicht genug. Darüber hinaus wünscht sich der 63-Jährige, dass auch 'sein' Verein am besonders aktiven Burgberger Gemeindeleben 'bei uns halt\' alles z\'samm' mitwirkt.
Kein ganz einfaches Unterfangen, ist ein 'Begräbnisverein' doch von Haus aus nicht grad fürs fröhliche Feiern prädestiniert. Aber Ott & Co. fanden einen Weg, Vereins-Ernst und Dorf-Frohsinn unter einen Hut zu bringen mit schmückendem Beiwerk.
So stellt der 'Begräbnisverein' schon seit geraumer Zeit eine Tannengrün-Glocke (in der Originalgröße der Anfang der Neunzigerjahre geweihten Kirchenglocke) auf dem Dorfplatz auf und wünscht allen Bürgen 'Frohe Ostern!'. Zudem 'pflanzen' die Mitglieder noch in vielen Privatgärten Heinzen mit Osterschmuck. Und im Advent putzt der 'Begräbnisverein' die Laternen in der Burgberger Hauptstraße mit hübschen Gebinden weihnachtlich heraus.
Hilfe von vielen Seiten findet der 'Begräbnisverein' für seine Dorfweihnacht-Krippe: Holz von Waldbauern (in der Ott\'schen Garage zusammengezimmert), Winkeleisen vom Schlosser, der außerdem Topf und Kette fürs Lagerfeuer zur Verfügung stellt. Dazu mimen Ministranten zünftige Hütebuben, Streichel-Schafe und Hornerschlitten stammen aus Burgberger Privatbesitz, der Esel wird in Winkel 'entliehen'. Zitat Aus eigenem Antrieb kommt auch in Burgberg praktisch keiner zum Begräbnisverein.}Hermann Ott, Vorsitzender des Burgberger Begräbnisvereins.
Sollten aber doch ein paar Kosten anfallen, dann springt die Gemeinde ein; die Vereinskasse bleibt bei all diesen Unternehmungen unangetastet. So bestreitet der 'Begräbnisverein' seine lebhaften Aktivitäten ausschließlich mit Kreativität, Flexibilität, Freizeit, Geschicklichkeit und manchem Bitt-Gang zu hilfsbereiten Bürgern. Von allein tritt so gut wie niemand in den 'Begräbnisverein' ein. Und wenn Ott neue Mitglieder werben will, kriegt er häufig erst mal Sätze wie 'Da denk ich doch jetzt noch nicht dran' oder auch 'Es ist mir völlig wurscht, wie die mich mal verscharren' zu hören. Denn viele Menschen blocken beim Thema Tod sofort ab. Dass der 63-Jährige und seine Mitstreiter aber trotzdem die Vorzüge dieser Organisation zu preisen wissen, zeigt die Zahl der Mitglieder: Sie ist in den vergangenen knapp zehn Jahren von 230 auf fast 400 angewachsen. Vor allem schafft\'s Vereinschef und Fahrschul-Besitzer Ott auch immer wieder, junge Leute zum Beitritt zu bewegen. So zeigte sich das Versicherungs-Aufsichtsamt Augsburg bei der jüngsten Prüfung begeistert vom Durchschnittsalter der Burgberger, das mit 56 Jahren eines der niedrigsten aller 'Begräbnisvereine' in ganz Bayern ist.