Von Michael Denkinger Memmingen - Von den Wettbewerben beim Grasbahnrennen bekommt Sophia Leopold nicht viel mit. Sie steht abseits der Rennstrecke und verkauft mit ihren Kollegen unter anderem heiße Würstchen. 'Wichtig ist, dass wir etwas verkaufen, außerdem genügt es ja, wenn wir was hören.' Verstehen können sie im Imbisswagen genug - 'es ist unheimlich laut hier', sagt Leopolds Kollege und macht dafür den Wind verantwortlich. Der Wind pustet an diesem Mittag nicht nur die Beschallung Richtung Wursthäusle, sondern vielen der 4000 Besuchern den Sand in die Augen, den die Rennfahrer zuvor aufgewirbelt haben. Wer einen Regenschirm dabei hat - das sind viele -, der hat Glück: Der aufgespannte Schirm lässt die Dreckbatzen locker abtropfen. Wer statt eines Schirms eine Motorradmütze trägt - das sind sehr viele -, hält einfach den Kopf nach unten. Unbemützte oder -beschirmte drehen sich einfach zur Seite, wie etwa die dreijährige Nina, die erst wegen des Lärmpegels geweint hat und sich jetzt freut, weil Dreck durch die Luft fliegt. An diesem Tag wird sogar jedem verziehen, der sich während der Unterhaltung mehrfach um 180 Grad und zurück oder wie ein Tänzer im Kreis dreht. Julian Henz (7) aus Steinheim und Sebastian Enderle (9) aus Amendingen machen das nicht. Sie sind viel zu neugierig, gucken hin, wollen wissen, was auf der Rennstrecke vor sich geht. Ein bisschen Sand im Gesicht, das stört die Buben nicht. Weil sie kleiner sind als andere Zuschauer, keine Schultern zum draufsitzen haben oder keinen Platz mehr auf Lastwagen finden, die zahlreich rumstehen, haben sie sich eine Bank geholt. Dort oben halten sie Ausschau nach ihren Vätern. 'Mein Vater ist der Piwi, manche sagen auch Gerhard', sagt Julian und tutet mit seiner Fanfare Richtung Zuschauer. 'Du sollst zu den Fahrern tuten,' sagt Sebastian und grinst. Gerhard Henz und Reinhard Enderle sind in der Klasse 'Enduro' dabei und belegen am Ende die Ränge sieben und acht. Zitat Mein Vater heißt ziemlich genauso wie ich - Enderle.}Sebastian Enderle (9), der mit Julian Henz (7) beim Grasbahnrennen seinem und Julians Vater - beide Rennfahrer - zujubeln. All jene, die sich die Resultate in die auf dem Gelände verteilten Hefte notiert haben, können das dieser Tage in Ruhe nochmals nachlesen. Ein 66-Jähriger aus Trunkelsberg macht das schon lange. 'Ich glaube, ich habe hier fast alle Rennen gesehen.' Natürlich hat er immer ein Magazin mitgenommen. Verstaut hat er alles auf seinem Dachboden. 'Dort oben steht ein Tisch, und manchmal setze ich mich hin und blättere alles nochmals nach.' Um sicher zu gehen, dass er kein aktuelles Rennen verpasst hat er 'schon lange die Memminger Zeitung und das Heft Bahnsport aktuell abonniert'. In einem der Hefte dürfte sicher der Name Klaus Lausch zu finden sein, der vor 20 Jahren in Memmingen gewonnen hatte. Er ist als Zuschauer da, um seine Nachfolger unter die Lupe zu nehmen. Einer davon ist erneut Robert Barth. Er gewinnt die Klasse 'International Solo' (siehe auch Ergebnisse) und ist doch 'ein bisschen enttäuscht'. Grund ist die kurzfristige Absage seines langjährigen Kontrahenten Gerd Riss, der Barth 2004 in Memmingen besiegt hatte. Zufrieden wird der dreifache Weltmeister Barth dennoch sein, denn 'die Veranstaltung kann man als gelungen bezeichnen', sagt Alois Müller (63), Chef des Veranstalters AMC Memmingen. 'Es hat alles gepasst', sagt er erfreut und zollt vor allem Helfern und Sponsoren großes Lob (siehe auch Nachgefragt).
Leicht bekleidet Präsentiert werden die vielen Sponsoren vor jedem Rennen von Nicole und Karin aus Memmingen beziehungsweise Augsburg. Die jungen Frauen lassen sich oben rum leicht beschürzt in einem Auto über sie Strecke chauffieren, um Firmen-Tafeln hoch zu halten. Dass es Nicole und Karin teilweise friert (Nicole: 'Am Anfang war es schon sehr kalt'), daran können auch die Moderatoren Richard Wiblishauser und Andreas Schales mit ihren aufmunternden Sprüchen nichts ändern.