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Artikel: Mit rhythmischer Lyrik um die Gunst des Publikums buhlen

19. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Poetry-Slam Kleinkunstverein "Hirschraguuh" eröffnet die neue Saison in Lindenberg

LindenbergApplaus für jeden Mundakrobaten und jeden, der kurz davor steht, es zu werden. Ein Abend mit bester Laune und viel Humor bot der erste Poetry-Slam des Buchloers Bo Wimmer in der neuen Saison des Kleinkunstvereins im Lindenberger Gasthaus "Hirsch". Dabei bewies die voll besetzte Kneipe einmal mehr ihren Beliebtheitsgrad bei einem sehr gemischten Publikum. "Hier fühlen wir uns so richtig wohl", zollte einer der Künstler dem "Hirschen" Lob. Am Ende hatte Christian Ritter aus Bamberg die Nase vorn und wurde "Slamer des Abends".

Fünf Minuten Zeit

Sechs Poeten traten gegeneinander an. In jeweils fünf Minuten konnten sie mit ihren eigenen lyrischen Kreationen die Gunst des Publikums erwerben. Wie grenzenlos die Ideen der Dichter sind, zeigte zu Beginn Nils Rusche aus Bamberg. Denn wer glaubt, Tauben seien friedliche Tiere und man könne "Tauben glauben", irrte sich.

Christian Ritter versetzte sich in seine Grundschulzeit zurück. Die "Pimps der 1 A" glauben an die gute, alte Zeit, als es noch Kassetten mit Bandsalat gab und die "einzige Vernetzung" das Hüpfseil auf dem Pausehof war.

Schließlich "machte man" es früher so und garantierte damit ein "solides Miteinander", wenn man sich ausführlich mit der "Diktatur des Quaders" auseinandersetzte.

Für die Berlinerin Almut Nitsch von Kerry steht im Mittelpunkt, jeden Skandal zu vermeiden, der sowohl Fleischessern als auch Vegetariern und Veganern schaden könnte. Entsprechend formuliert sie ihren Brief an den Weihnachtsmann. Sie streift mit "Mein Name ist Anna" markante Stationen des gesellschaftlichen Dramas. Bleu Brode aus Bremen sieht die "rationale Funktion" als zentralen Lebensinhalt - schließlich bedeutet logarrhythmisch gesehen die "3 auch befriedigend". Er hat in seinem Leben viel nachgedacht und stellte sich am Schluss die Frage, ob auch "Dackel vor die Hunde gehen können".

Der Tübinger Harry Kienzler entschied sich für das Event des "Grillens auf dem heimatlichen Balkon" als die sinnvollste und Männerherzen-höherschlagende Freizeitgestaltung.

Komplimente der besonderen Art machten sich die "Newcomer" Flo und Pinki. Gerade mal eine halbe Stunde vor Beginn des Slams hatten sie sich zur Teilnahme entschieden. Ihr Dialog auf der Bühne setzte dem Klischee des romantischen Liebesgedichtes ein Ende.

Die Entscheidung traf am Ende das Publikum: Mit tosendem Applaus kürten sie Christian Ritter zum Sieger.

Dietmar Ledel