Allgäu (dam). - Vor die Unterschrift auf den begehrten Lehrvertrag haben die Arbeitgeber das Auswahlverfahren gesetzt. Bewerbungsschreiben, Eignungstest und Vorstellungsgespräch sind Hürden, die es zu meistern gilt. Die verlangten Anforderungen stellen nicht wenige Bewerber vor Schwierigkeiten. Nach Angaben von Ausbildungbetrieben sind es jedoch weniger formale Schwächen in den Bewerbungsschreiben, die den jeweiligen Arbeitgeber zur Absage veranlassen. Vielmehr schadeten sich die Job-Suchenden durch falsches Verhalten im Vorstellungsgespräch. Mit einer gründlichen Vorbereitung könnten jedoch die meisten Fehler vermieden werden. Dass die innere Einstellung einen wesentlichen Faktor bei der Lehrstellensuche darstellt, will die Allgäuer Berufsoffensive vermitteln (wir berichteten). Pro Jahr gehen bei dem Memminger Unternehmen Magnet Schultz (rund 1700 Mitarbeiter) etwa 600 Bewerbungen für Ausbildungsplätze ein (heuer hatte das Unternehmen 28 Lehrstellen angeboten). Die Unterlagen landen auf dem Tisch von Martina Zrile, die in der Personalentwicklung des Unternehmens arbeitet. Gefragt sind laut Zrile bei den jugendlichen Bewerbern vor allem technische Berufe wie etwa Mechatroniker oder Industriemechaniker, aber auch kaufmännische Berufe stehen hoch im Kurs. Nach Zriles Erfahrungen werden bei den schriftlichen Bewerbungen recht wenig formelle Fehler gemacht. 'Die Schulen bereiten die Jugendlichen gut vor', sagt Zrile. Und so spielen für eine erste Auswahl Zeugnisnoten und Beurteilung eine 'sehr wichtige Rolle'. Nach überstandenem Eignungstest dürfen sich schließlich rund 100 Bewerber in einem Vorstellungsgespräch präsentieren. Der Auftritt der Kandidaten verläuft oft nicht fehlerfrei.
Personalentwicklerin Martina Zrile nennt als Hauptkritikpunkte:optisches Auftreten: 'gefärbte Haare, Piercing, ein zu tiefer Ausschnitt oder zerrissene Jeans sind im Vorstellungsgespräch tabu', sagt Zrile. Denn: 'Der erste Eindruck vom Bewerber entscheidet.' Bei Magnet Schultz gebe es zwar keine konkreten Vorschriften, aber 'ordentlich' müsse die Kleidung auf jeden Fall sein. schlechte Vorbereitung: Unkenntnis über das Unternehmen oder die angestrebte Ausbildung werfen ein schlechtes Licht auf den Bewerber. der Bewerber verstellt sich: auch dies lässt den Kandidaten wenig sympathisch erscheinen. Zriles Tipp: 'Offen, ehrlich und natürlich auftreten'. Mangelndes Wissen über Arbeitgeber und die Anforderungen in der Lehre, passives Verhalten im Vorstellungsgespräch - das sind Schwächen, die auch Daniela Senger von der Sparkasse Allgäu bei Bewerbern immer wieder feststellen muss. Die Ausbildungsreferentin schätzt, dass etwa drei von zehn Kandidaten durch ein derartiges Auftreten ihre Chancen auf eine Lehrstelle mindern. 'Dabei wären diese Fehler mit einer guten Vorbereitung leicht auszuschließen', sagt Senger. Dies betrifft auch die Kleiderfrage. Da die Sparkassenmitarbeiter meist täglich im Kontakt mit Kunden stehen, wird auf ordentliche Kleidung großen Wert gelegt. Und so gilt für die angehenden Bank- und Versicherungskaufleute auch im Bewerbungsgespräch: Stoffhose und Hemd sind Pflicht. Wegen des Kundenkontaktes und des oftmals noch familiären Miteinanders achten auch kleinere Handwerksbetriebe besonders auf Umgangsformen und Kleidung. 'Wenn einer keine Manieren hat oder ungepflegt aussieht, dann ist das ein Ausschlusskriterium', sagt der Obermeister der Metzger-Innung Kempten-Oberallgäu, Hans-Peter Rauch. Den Lehrstellensuchenden empfiehlt Rauch nach einer kurzen schriftlichen Bewerbung und einem ersten telefonischen Kontakt persönlich im Betrieb vorbeizukommen. 'Ein Fehler, wenn man es nicht macht.' Während eines zweiten Termins - zusammen mit den Eltern des Jugendlichen - werde dann im Gespräch meist schnell klar, ob Betrieb und Bewerber zusammen passen. Im Rahmen der Allgäuer Berufsoffensive erhalten insgesamt 1600 Hauptschüler aus dem ganzen Allgäu in Sachen Bewerbung eine 'Intensivschulung mit Erlebnis-Charakter'.