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Mit Öko und Urlaub zum Erfolg

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Mit Öko und Urlaub zum Erfolg

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    Familie Bentele erweckt am Oberjoch eine über 500 Jahre alte Alpe zu neuem Leben Von Veronika Krull Bad Hindelang Was geschieht, wenn sich ein Kraftfahrzeug-Meister und eine Arzthelferin zusammentun? Sie betreiben einen Ökohof. Unlogisch? Im Falle der Familie Bentele nicht. Denn Stefan Bentele aus Hindelang und seine Frau Christine aus Hinterstein beschlossen vor 16 Jahren: Unsere Kinder sollen auf dem Land aufwachsen. Und alles Weitere ergab sich (fast) von selbst. Heute haben die Benteles drei Kinder und bewirtschaften die Alpe Kematsried in Oberjoch, die als Musterbeispiel für die Vernetzung von Landwirtschaft und Tourismus gelten kann. Der Hof mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 40,5 Hektar zählt zu den bereits 20 Betrieben in Bad Hindelang, die ökologisch anerkannt sind. Als das Ehepaar diese zukunftsweisende Entscheidung traf, musste es freilich zunächst kleine Brötchen backen. Stefan Beneteles Familie besaß in Oberjoch zwar eine Alpe, doch das über 500 Jahre alte Stallgebäude hatte seine besten Zeiten hinter sich. Die jungen Leute ließen sich aber nicht beirren, nahmen einen Kredit auf und begannen dort Mitte der Achtzigerjahre mit dem Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes, 1988 wurde ein Haflingerhof mit sechs Pferden gegründet. Gleichzeitig zogen die Benteles eine Mutter-kuh-Haltung auf. Schon bald wurde das erste Geld verdient mit Kutschfahrten und Pensionspferden sowie der Vermietung von drei Ferienwohnungen.

    Heute stehen für 35 Urlaubsgäste neun luxuriös ausgestattete Wohnungen zur Verfügung, die sich als bisher einzige in Hindelang mit fünf Sternen schmücken dürfen. Hofladen und Wirtshaus Als nicht ganz so zündend erwies sich anfangs die Idee der Selbstvermarktung: Von den rund 75 Ostrachtaler Wirten waren gerade mal drei bereit, hin und wieder Kalbfleisch zu kaufen. Es ist billiger, in Polen das Vieh zu holen und hier zu vermarkten, musste Stefan Bentele, inzwischen 50, feststellen. Er zog rasch und gewinnbringend Konsequenz: mit seinem Mitte der Neunziger errichteten Hofladen, in dem auch immer mehr Kunden von außerhalb einkaufen. Hier werden neben dem Milchkalbfleisch aus eigener Haltung auch Schaffleisch, Enten, Gänse und Puten vom Hof angeboten. Außerdem gibts Wurst und Speck zu kaufen sowie Milch, Butter, Käse, Quark und Joghurt aus der hofeigenen Sennerei. Die Milch liefern im Sommer 15 Pensionskühe. Auch aus Biobetrieben zugekauftes Gemüse wird offeriert. Und weil dieser Kreislauf so gut funktionierte, entschloss sich die Familie bald darauf, in dem ehemaligen Kuhstall das Alpgebäudes ein Wirtshaus einzurichten, das unter der Regie von Reinhard Willems inzwischen einen guten Ruf genießt. Alles in allem also ein Betrieb, der, so scheints, rund läuft. Wir kommen zurecht, wiegelt Stefan Bentele mit typischem Allgäuer Understatement ab, um wenig später festzustellen, dass er viele Anfragen nach einer Ferienwohnung abschlägig bescheiden müsse, weil er ausgebucht sei jetzt schon bis Mitte September. Ich bräuchte eigentlich noch ein Vier-Sterne-Well-Vital-Hotel so mit 80 Betten, schmiedet der Kematsrieder schon wieder Pläne für die (nähere) Zukunft, in der auch die Kinder durchaus ihren Platz finden könnten: Schließlich sei jeder Bereich, ob Landwirtschaft, Gaststätte oder Ferienwohnungen, für sich wirtschaftlich.

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