Füssen | Von Felix Frasch: Mit königlichem Weihrauch ziehen sie von Tür zu Tür

5. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Sternsinger - Kaspar, Melchior und Balthasar bringen den Segen - Kinder sammeln heuer Spenden für Kinder in Kriegsregionen

"Hat jeder eine Kreide mit?" Mesmer Alfred Vogler überprüft ein letztes Mal, ob alle Sternsinger mit Liedtext, Weihrauch und sonstigen "königlichen" Utensilien ausgestattet sind. Dann schwärmen die Sternsinger in alle vier Himmelsrichtungen aus. Mit dem Ziel, Menschen den Segen zu bringen, für arme Kinder zu sammeln und vielleicht die eine oder andere Süßigkeit zu ergattern.

"Es macht mir einfach Spaß, dass man den Leuten was vorsingen kann und ihnen so eine Freude macht." Die neunjährige Katrin ist heuer das zweite Mal bei den Sternsingern dabei und stellt ihrem blauen Gewand den Kaspar dar. Bis zum 6. Januar werden sie und ihre kleinen Sternsinger-Kollegen für Kinder unterwegs sein, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Heuer gilt die Hilfe den Kindern, die in Krisenregionen leben, stellvertretend für alle denen in Kolumbien, wo Kriegszustand herrscht. Und das ist für Anica in ihrem roten Balthasar-Kostüm ein guter Grund, selbst mit anzupacken: "Ich finde es schön, dass man Kindern helfen kann, denen es nicht so gut geht", meint die Zehnjährige.

Plötzlich einsetzender Eisregen lässt die Könige aus dem Morgenland kalt: "Wenn man eine Jacke drunter hat, ist das gar nicht so schlimm", findet der neunjährige Sternträger Max. Er ist heuer das zweite Mal dabei und will - wie die anderen auch - nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein.

"Das ist alles, was ich momentan zu Hause habe", sagt fast entschuldigend eine Frau zu den Kleinen. "Das macht nichts. Wir sind gekommen, um Euch den Segen zu bringen", beruhigt sie Pfarrer Frank Deuring, der die kleinen Hoheiten durch den Füssener Westen begleitet.

Diejenigen, die können, geben - manchmal bleibt den Sternsingern aber auch der Zutritt verwehrt: "Wir haben uns um so was noch nie gekümmert und wollen das einfach nicht", heißt es über eine Freisprechanlage, nachdem die Kinder geklingelt hatten.

Antonio Di Turi begleitet ehrenamtlich seit sechs Jahren die Sternsinger. "Es ist auch schon mal vorgekommen, dass den Kindern die Türe vor der Nase zugeschlagen wurde", berichtet er. Meistens seien die Menschen aber sehr freundlich. Und dies bestätigt sich im Friseursalon bei Vanessa Schmidt: "Mir hat es sehr gut gefallen, auch weil sie so schön bunt angezogen waren. Sie dürfen gerne wieder kommen", sagt die 27-Jährige. Und so sind an diesem späten Nachmittag fast alle freundlich und genießen die Lieder der Sternsinger vor ihren Haustüren.

Irgendwann ist dann aber auch für die Kinder Schluss und es geht wieder zurück ins Pfarrheim. "Jetzt teilen wir die Süßigkeiten auf, die wir bekommen haben", freut sich Sternträger Max.