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Mit Jodeldiplom zum Nudel-Oskar

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Mit Jodeldiplom zum Nudel-Oskar

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    Rosemarie Schwesinger Oberstdorf - Gegen den Altmeister des hintersinnigen Humors Loriot - alias Vicco von Bülow - sehen die derzeit inflationären karnevalistischen Prunksitzungen echt alt aus! Das empfanden wohl auch die zahlreichen Besucher so, die von 'Alaaf und Helau' via TV die Nase voll hatten und bei 'Loriots Dramatischen Werken' an der Kasse des Oberstdorfer Kurfilmtheaters Schlange standen, um im restlos ausverkauften Haus noch einen allerletzten (Klappstuhl)-Notsitz zu ergattern. Mit dem Gastspiel des Städtetheaters Dinkelsbühl (mit 'Dinner for one' zum Jahreswechsel noch bestens in Erinnerung) hatte die KG Oberstdorf offensichtlich einen Volltreffer gelandet. Dabei kennt man sie ja nun wirklich zur Genüge - die Sketche aus dem ganz normalen Alltags-Wahnsinn unter diesem ganz besonderen loriotschen Untiefen-Fokus! Was das Vergnügen daran jedoch absolut nicht schmälert. Vor allem, wenn ein spielfreudiges Ensemble (Regie und Bühne Peter Cahn, Kostüme Ursula Blüml) sich so richtig ins Zeug legt, um die unvorhersehbaren Wendungen zwischenmenschlicher Ereignisse witzig und kreativ neu zu interpretieren. Da durfte natürlich die gusseiserne Badewanne, in der sich Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner - unter der 'Assistenz' einer gelben Plastikente - verbal 'duellierten', nicht fehlen. Knut Fleischmann und Stefan Schmidt betrieben diesen immergrünen skurrilen Badezuber-Diskurs (nur notdürftig verhüllt) mit der geboten Ernsthaftigkeit und sehr zum Ergötzen der Zuschauer. Als Moderatorin und mimisch überaus virtuose und amüsante 'Pausenfüllerin' agierte Maike Frank. Ihr glühendes Plädoyer für die 'deutsche Nudel' mit dem Aufruf zur globalen Nudelwoche und einem Wettbewerb für den Nudel-Oskar war einsame Spitze und sorgte ebenso wie ihre tiefschürfenden Betrachtungen über Kalorien, Übergewicht und Rückstau für Erheiterung im Saal. Dann gab´s da noch so authentische Szenerien wie den Vertreterbesuch ('Sie müssen nur den Blasstutzen und den Schlauchstecker in die Schlauchnut schieben ..

    .'), bei dem Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten (und Gebrauchsanleitungen) absolut beabsichtigt waren, und 'Mutters Klavier'. In diesen Sketchen mischten (neben den bereits genannten Größen) noch David Wilcox und die hinreißend komische Jördis Johannson mit. Wobei Letztere bei so wesentlichen Statements wie Frühstücksei und Politik, dem unkonventionellen Einsatz von Geigen und Trompeten, oder der Garderobenwahl mit pointiert witziger Gestaltung für Furore sorgte. Nach einer leicht verstörten Weihnachtsfeier (mit großem Wiedererkennungsfaktor) wurden die höchst amüsierten Zuschauer in die Pause entlassen. Jetzt waren Wahlen angesagt - und weil alle Parteien unter Sparzwängen leiden, musste ein abgehalfteter Schauspieler alias David Wilcox für alle (Partei)-Programme herhalten. Was mit ein bisschen Maske und Stereotypen nicht weiter schwierig war. Weit komplizierter war da der sprechende Hund (Knut Fleischmann) zu vermarkten oder 'das Filmmonster' als leibhaftig solches zu outen. Hier durften Maike Frank und Stefan Schmidt komödiantisch aus dem Vollen schöpfen, ebenso wie gemeinsam mit Jördis Johannson als Frau Hoppenstedt und 'Lehrer Herr Dr. Vogler' (alias David Wilcox) gleich anschließend in der legendären Jodelschule. Jetzt konnte nur noch der Lottogewinner Herr Lindemann (von Knut Fleichmann und Konsorten bravourös in Szene gesetzt) das Maß voll machen. Viel Beifall des begeisterten Publikums zum Schluss für diesen munter aufbereiteten Loriot-Verschnitt des Städtetheaters Dinkelsbühl. - Unbestätigten Gerüchten zufolge sollten einige Zuschauer auf dem Nachhauseweg mit mehrstimmigen 'Judelijöh'-Versuchen beobachtet worden sein .

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