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Mit Hund und Katz wie in einer Großfamilie leben

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Mit Hund und Katz wie in einer Großfamilie leben

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    Kinder- und Jugendhaus 'Berghäusle' 50 Jahre alt. Von Christine Rothauscher Altusried Robin weiß viel über die alten Rittersleut\' und erzählt gerne davon: 'Die haben sich immer gehauen und beim Essen durften sie laut rülpsen.' Der Bub hat mit seinen Rittergeschichten einen großen Auftritt am runden Tisch. Wer die neun Kinder und Jugendlichen in dieser Runde schwatzen und lachen sieht, wird wohl spontan an eine Großfamilie denken. Robin und seine Freunde leben allerdings im Kinder- und Jugendhaus 'Berghäusle' in Käsers bei Altusried, dass jetzt 50 Jahre alt wurde.

    Noch oft gibt es an diesem Nachmittag Rittergeschichten zu hören, denn der sechsjährige Robin hat in einem Buch bunte Fotos von Burgen und Ruinen entdeckt und erfindet gleich wilde Geschichten dazu. Schließlich hat er selbst Heimleiterin Heike Bitzer damit so fasziniert, dass sie verspricht, noch während der Ferienzeit mit den Kindern auf eine Allgäuer Burgruine zu wandern.

    Keine Langeweile

    Doch bis dahin wird es auch rund ums 'Berghäusle' nicht langweilig. Eine Zeltübernachtung im großen Garten steht auf dem Programm, 'Mafti', der wuschelige Haushund, will gestreichelt werden, und im Stall warten die beiden Ponys 'Moritz' und 'Mandy' darauf, dass sie bei Spaziergängen mittraben dürfen. Und das große Zelt vom 50. 'Berghäusle'-Geburtstagsfest sollte auch noch abgebaut werden.

    Mit seinen hellblauen Fensterläden, den Blumenbalkonen und den modernen Wohnzimmern sieht man dem Haus sein Alter keineswegs an. Wie viele Kinder im Laufe eines halben Jahrhunderts die Holztreppen hinauf- und hinunter gehüpft sind, kann Heimleiterin Heike Bitzer nicht sagen. Ihre Großmutter war es, die das ehemalige Bauernhaus zum Jugenderholungsheim umbaute und ihre Mutter führte die weithin bekannte Ferien-Einrichtung bis 1995 fort. Dann hat schließlich die Sozialpädagogin Heike Bitzer das idyllisch gelegene Haus übernommen, das sie zusammen mit einem sechsköpfigen Team als familienorientiertes Kleinheim führt.

    Schlechte Erfahrungen

    Wer zusieht, wie die Anita die Hauskatze 'Lutzi' im Kinderwagen spazieren fährt, ihre Freundin Marion die beiden Ponys füttert und die ganze Kinderschar zur gemeinsamen Radltour startet, würde nicht auf die Idee kommen, dass die jugendlichen Bewohner des 'Berghäusles' hier leben, weil sie Scheidungswaisen sind. Sie wurden beispielsweise als Dreizehnjährige nachts um vier Uhr wiederholt auf der Straße aufgelesen oder haben 'Erfahrungen gemacht, die nicht altersgemäß sind', erzählt Heike Bitzer über das Vorleben der Zwei- bis 17-Jährigen.

    Jetzt zur Ferienzeit sind einige der Mädchen und Buben bei ihren Eltern, die 'wenn irgend möglich, regelmäßig zu Besuch kommen und mit uns zusammenarbeiten', erklärt die Heimleiterin. Der Kontakt zu den Eltern sei sehr wichtig, denn das Kinder- und Jugendhaus 'kann trotz der familiären Atmosphäre Mutter, Vater und Geschwister nicht ersetzen'.

    Dennoch fühlen sich die Kinder offensichtlich pudelwohl im 'Berghäusle'. Sie haben Schul- und Sportsfreunde in Altusried gefunden, arbeiten ihre persönlichen Vorgeschichten in einem liebevollen Miteinander auf und 'werden von anderen nicht als ,Heimkind` abgestempelt', wie es der zwölfjährige Michael auf den Punkt bringt.

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